Aurich

[32] Aurich, 1) Landdrostei im Königreich Hannover, begreift das Fürstenthum Ostfriesland einschließlich des Harlingerlandes, u. umfaßt 541/2 QM. mit gegen 186,000 Ew. Der Boden ist eben u. am Rande des Meeres sehr fruchtbar (Marschland); im Innern mehr Haide- u. Moorland; hat Ackerbau, Viehzucht, Fischerei u. Torfstechereien; 2) Amt mit 14,300 Ew. u. 3) Hauptstadt hier, mit altem Wall u. Graben, jedoch die zwei Thore abgebrochen, Schloß (1448 gebaut, 1578 verbessert), durch den alten Wall von der Stadt getrennt, Sitz der Landdrostei, lutherische u. reformirte Kirche, Synagoge, Leder-, Tabaks- u. Tabakspfeifenfabriken, ansehnliche Pferde- u. Getreidemärkte; Landescollegien (Provinzialregierung, Justizkanzlei, Consistorium, Steuerdirection), Gymnasium, mehrere öffentliche Bibliotheken; Freimaurerloge: Ostfriesische Union; 4500 Ew.; hat auf dem Kanal Treckdiep nach Emden etwas Schifffahrt, schöne Anlagen in dem Thiergarten, einem Gehölz, dabei Up- (Ub-) statsboom, im Mittelalter Versammlungsort der ostfriesischen Landstände. – A. war ursprünglich ein Dorf, u. hieß Lambertusdorf. Es erhob sich im 15. Jahrh. zu einer Stadt, deren Rechte es durch die Grafen Enno u. Johann von Ostfriesland 1539 erhielt. Damals mitten im Wald gelegen, war es oft Jagdaufenthalt der Grafen von Ostfriesland, die jedoch erst zu Anfang des 17. Jahrh. hier ihre bestimmte Residenz nahmen. 1744, nach dem Aussterben der Grafen, kam es mit Ostfriesland an Preußen, 1806 an Holland, 1810 an Frankreich, 1815 an Hannover. Vgl. Wiarda, Bruchstücke zur Geschichte u. Topographie der Stadt A., Emd. 1835.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 2. Altenburg 1857, S. 32.
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