Beroaldo-Bianchīni

[651] Beroaldo-Bianchīni (spr. B.-Biankini). Die Familie Beroaldo wurde schon im 14. Jahrh. zu den ausgezeichnetsten Patriciern Modenas gezählt; der politisch anerkannte Adel der Familie als Nobili Modenesi erscheint erst 1654, nachdem Sebastian Beroaldo das von Cavalieri Stefano u. Paolo Bianchini gestiftete Fideicommiß an sich gebracht hatte. 1) Carlo Nobile B.-B., stand als Hauptmann u. Director des herzoglichen Artilleriezeugamts in modenesischen Diensten. 2) Natalis Felix Nobile B.-B., Sohn des Vorigen, geb. 1779 in Modena, trat 1796 in französische Dienste, wurde 1797 Hauptmann u. Adjutant bei der Cisalpinischen Legion, nahm an den Feldzügen in der Romagna u. der Mark Ancona, 1798 an der Belagerung von Ferrara (wo er in Gefangenschaft gerieth) u. 1800 an dem Übergange über den Mincio u. an der Einnahme des Castells von Verona Theil u. commandirte in den Gefechten bei St. Elpidio u. Castelnuovo die Artillerie. 1801 der Generalartillerieinspection der Italienischen Armee als Adjutant beigegeben, ging er 1802 als Militärdeputirter der außerordentlichen italienischen Ständeversammlung nach Lyon u. im October d. J. nach Brescia, um daselbst eine Gewehrfabrik anzulegen u. zu leiten. 1803 zum Major u. zum Artillerieunterdirector der italienischen Armee ernannt, wurde er 1805 Chef des Artilleriestabes u. Director der Kanonengießerei u. des Zeughauses zu Pavia. 1807 wurde ihm die Einrichtung u. Leitung einer Kanonengießerei zu Cajonrico übertragen, u. 1811 wurde er an die Spitze der 3. Division des italienischen Kriegsministeriums berufen; er commandirte 1813 u. 1814 Anfangs das Artilleriecorps der Division Palombini, dann das der königlichen Garde u. zuletzt als Chef die gesamte Artillerie der Italienischen Armee. Bei Auflösung des italienischen Kriegsministeriums wurde B. 1814 Mitglied der österreichischen Kriegscommission u. 1816 als Oberstlieutenant der Artillerie in die österreichische Armee eingereiht. Seit 1822 Oberst u. Director der Gewehrfabrik in Wien, verbesserte er durch mehrere Erfindungen das militärische Maschinenwesen; 1831 zum Generalmajor befördert, übernahm er das Artilleriebrigadecommando in Wien, wurde 1838 Feldmarschalllieutenant u. Divisionär bei der Artillerie u. 1840 Inhaber des 5. Feldartillerieregiments. In dieser Zeit wurden von ihm mehrere Maschinen für die Kanonengießereien u. Bohrereien erfunden, ferner die 7pfündige lange Haubitze, sowie verbesserte Fuhrwerke in der österreichischen Artillerie eingeführt. 1849 trat er in den Ruhestand u. beschäftigte sich von da an vornehmlich mit einer Weltentheorie, über die er schon seit 30 Jahren mehrere Werke veröffentlicht hatte. Er st. 1854, kurz vorher zum Inhaber des neuerrichteten 10. Artillerieregiments ernannt. Er schrieb eine Abhandlung über Erzeugung, Gebrauch u. Handhabung des Feuergewehrs u. übersetzte die deutschen Reglements u. Instructionen, sowie auch andere Werke in die italienische Sprache.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 2. Altenburg 1857, S. 651.
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