Didier [1]

[124] Didier (spr. Didich), 1) französischer Name für Desiderius. 2) D., geb. 1752, Sohn eines Landmanns in der Valence, wurde unter dem Kaiserreiche Professor der Rechte in Paris u. nach der ersten Restauration Requetenmeister. In den 100 Tagen erklärte er sich für Napoleon u. entfloh nach der Schlacht bei Waterloo. Mißvergnügt über die Verfolgungen u. reactionären Maßnahmen der Regierung Ludwigs XVIII. u. ermuthigt durch die allgemeine Verstimmung, welche zu jenen Zeiten in Frankreich herrschte, vereinigte er sich 1816 mit einigen Gleichgesinnten u. brachte einen Haufen von 1000 bis 1200 Abenteurern u. Landleuten aus der Gegend von Grenoble zusammen, um die Stadt Grenoble zu überrumpeln u. von hier aus einer neuen Gestaltung der Dinge in Frankreich die Bahn zu eröffnen. Das tollkühne Unternehmen schlug indeß gänzlich fehl. D. entfloh, wurde aber an der Piemontesischen Grenze aufgegriffen u. am 10. Juni 1816 hingerichtet. 3) Henri Gabriel, geb. 1808 in Fresnes-en-Voëven, wurde 1825 Professor der Rechte am Institut zu Fontenay-aux-Roses bei Paris, war seit 1831 Mitarbeiter des Bon-Sens u. wendete sich 1834 nach Sedan, wo er das demokratische Blatt Le Nouvelliste des Ardennes gründete; 1839 ging er nach Paris, um hier Advocat zu werden, wurde 1844 Assessor des Tribunals von Algier, Ende 1844 Staatsanwalt in Philippeville, Anfangs 1846 dasselbe in Blidah u. im November 1847 auch Stellvertreter des Generalprocurators in Algier; 1848 trat er als Abgeordneter für die Stadt Algier in die Constituirende Nationalversammlung, wo er zur Linken gehörte. Er schr.: Idées d'organisation de l'Algérie.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 5. Altenburg 1858, S. 124.
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