Elfen [1]

[636] Elfen, in der germanischen u. celtischen Mythologie die zarten, lieblichen Naturgeister. In der Nordischen Mythologie (Alfar, Alsen) unter den Asen stehend, unterschieden sie sich nach ihren Wohnorten in Liosalfar, weiße od. Licht-E., u. Svartalfar (Dokalfar, Mörkalfar) schwarze od. Nacht-E., jene Bewohner des leuchtenden Himmels, diese der untern Erdregionen. Die Licht-E. waren ganz ätherisch, zart, wie schöne Kinder, mit weißen, silberschimmernden Kleidern angethan, ihre Wohnung war Liosalsaheim (Alfheim) bei Freyr, in dessen Glanze sie spielend ihr Dasein hinbrachten, nach Ragnaraukr in dem Palast Vidblain; geopfert wurde ihnen bei Nacht, im Geheimen (Alfablot). Die Schwarz-E. (auch Zwerge genannt) waren dagegen schwärzer als Pech u. körperlich; sie trieben ihr Wesen in der Nacht u. flohen die Sonne, wurden sie von derselben überrascht, so wurden sie in Stein verwandelt; ihre Sprache war das Echo u. ihr Wohnort Svartalfaheim, große unterirdische Höhlen od. als 7. Welt zwischen der Erde u. Helsheim gedacht. Nach schottischem Volksglauben waren die E. (Fairies) ein Geschlecht kleiner Wesen, wie die nordischen E., jedoch boshafter, meist in grüner Tracht, das Innere grüner kegelförmiger Hügel bewohnend. Plötzlich vom Krampf od. ähnlicher Krankheit ergriffenes Vieh, hat den Elfschuß (Elfshot), u. die angegriffenen Theile müssen mit einer blauen Mütze gerieben werden. Dreieckige Feuersteine (Elfbogenköpfe, Elf arrow heads), dienten den E. zur Ausübung ihrer Rache. Flache geränderte Kiesel in Bächen heißen Elfschüsseln. Sie lieben die Pferde, entführen sie oft des Nachts aus den Ställen u. reiten sie, daß sie schweißtriefend des Morgens in dem Stalle stehn; auch die Jagd lieben sie. Oft hört man sie in Felsen u. Berghöhlen arbeiten. Bes. an der Ostküste von Schottland flicht man beim Wachsen des Mondes im März Kränze aus Eichen u. Epheuzweigen, durch welche, bis zum nächsten März aufbewahrt, man Schwindsüchtige od. Kinder, denen die E. etwas angethan, 3 Mal gehen läßt, Auf den Faröern heißen die E. Huldrer; sie tragen sich mit einem schwarzen Hute, ihre fetten Schafe u. Rinder weiden unsichtbar auf den Weiden der Menschen, u. selten erblickt man ein Stück. In dem Volksglauben der jetzigen Skandinavier sind E. kleine, wie die Menschen gestaltete, reinliche Wesen, meist von blauer Farbe, wohnen unsichtbar unter Hügeln, [636] Felsen, Häusern, Bäumen, selbst im Meere, in Wohnungen u. Gefäßen; oft kommen sie daraus hervor, u. oft ertönt aus hohlen Steinen u. Felsriffen (Elfmühlen) ihre leise Stimme. Ihre nicht ergiebigen Heerden sind, wie sie, unsichtbar; sie stehlen zuweilen noch nicht getaufte Kinder. Erzürnt können sie auch durch ihren Hauch Krankheiten erzeugen. Ihre schönen u. feurigen Töchter (Ellisen) buhlen oft mit Menschen, doch sind solche Liebesverhältnisse nur im Anfang glücklich. Die von ihnen erzeugten Kinder müssen in Taufwasser gebadet werden, um eine Seele zu erhalten. In der Neujahrsnacht ziehn sie in Menschengestalt umher; Wahrsager harren ihrer auf den Kreuzwegen, um ihnen die Zukunft zu entlocken. Sie lieben nächtliche Reigen zu schließen (Elfentanz), den Platz, wo dies geschah, verräth am Morgen ein trockner Ring im thauigen Grase. Wer während des Tanzes in einen solchen Ring tritt, erblickt die E., die ihn dann necken. Vgl. Knightley, Mythologie der Feen u. E., u. Aufl. Lond. 1850, deutsch von Wolff, Weim. 1828, 2 Bde.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 5. Altenburg 1858, S. 636-637.
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