Francheville

[456] Francheville (Franqueville od. Francavilla), 1) Pierre, geb. 1553 in Cambray, verließ aus Neigung zur Bildhauerkunst sein elterliches Haus im 16. Jahre u. ging erst nach Paris, nach zwei Jahren nach Deutschland, wo er in Innsbruck am Erzherzog Ferdinand einen Gönner fand. Von diesem unterstützt, begab er sich nach Florenz in die Schule des Giovanni da Bologna. Anfangs half er seinen Lehrer bei dessen Arbeiten, trat dann selbstständig auf u. erwarb sich durch seine Arbeiten in Genua, wo er für den Dom die Statuen der vier Evangelisten fertigte, in Florenz, wo er einen Moses u. einen Aaron, sowie die allegorischen Figuren der Klugheit, Demuth u. Keuschheit für die Kapelle Nicolini ausführte, u. in andern italienischen Städten einen hohen Künstlerruf. 1601 folgte er der Einladung Heinrichs IV. nach Paris u. wurde erster Bildhauer des Königs. Zahlreiche Statuen, Büsten u. Vasen in den königlichen Gärten u. Palästen nahmen seine ganze Thätigkeit in Anspruch. 1604 fertigte er das Reiterstandbild Heinrichs IV. u. 1612 seinen David mit dem Haupte Go Liaths (im Louvre). Für das eherne Denkmal Heinrichs IV. arbeitete er 1614 die vier Eckfiguren des Fußgestells, die besiegten Nationen darstellend. Er st. in Paris 1630. Außer den genannten Werken schuf F. noch eine große Menge Büsten, Statuen u. Reliefs, auch war er als Maler u. Baukünstler thätig. Abgesehen von ihrer Manierirtheit gehören seine Schöpfungen zu den besten der modernen Sculptur. 2) Josephe du Fresne de F., geb. 1704 zu Dourlens in der Picardie, wandte sich aus seinem Vaterlande nach Preußen, wo er in Berlin als Hofrath bei dem königlichen Generaldirectorium mit den Registraturgeschäften des Handels u. Manusacturdepartements betraut wurde; er st. 1781 u. schrieb: Histoire générale et particulière des finances, Par. 1738–40, 3 Bde.; Les premiers expéditions de Charle-magne (unter dem Pseudonym Angilbert), ebd. 1741, Berl. 1745; Récit du Martyre d'un jeune Arménien Catholique, Par. 1741; Spectateur en Allemagne, Berl. 1743; Observateur Hollandois, ebd. 1745. Die Gedichte La victoire du Roy de Prusse à Friedberg, ebd. 1745, u. Le bombyx ou Le ver à soye, ebd. 1754; auch übersetzte er die Schrift des Boëthius, de consolatione philosophiae, Haag, 1744, 2 Bde.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 6. Altenburg 1858, S. 456.
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