Görlitz [2]

[479] Görlitz, ein der Lutherischen Confession folgendes, ursprünglich aus Schlesien stammendes altes Adelsgeschlecht, welches in Hessen u. Württemberg begütert ist u. 1806 von König Friedrich von Württemberg in den Grafenstand erhoben wurde. Gegenwärtiger Chef ist: Graf Friedrich Wilhelm Ernst, geb. 1795, ältester Sohn des 1830 verstorbenen Grafen Ernst Eugen, Oberhofmeisters der Königin Charlotte Mathilde von Württemberg, kam, Anfangs als Volontär beim Ministerium des Auswärtigen, nach Darmstadt, wurde später Beamter im geheimen Secretariat, zugleich Kammerherr, später Ceremonienmeister beim dortigen Hofe, verließ endlich diese Stellung u. war bis 1848 außerordentlicher Gesandter u. bevollmächtigter Minister an den kurhessischen, nassauischen u. belgischen Höfen, lebte jedoch meist in Darmstadt. Hier wurde seine Gemahlin Emilie, Tochter des württembergischen Staatsraths von Plitt, von Stauff, dem Bedienten des Hauses, welchen sie über einen Diebstahl an ihren Werthsachen traf, ermordet u. ihre Leiche einem angezündeten Feuer zum Verbrennen ausgesetzt. Da der Thäter Anfangs den Verdacht von sich abzulenken wußte, so wurde bei dieser Untersuchung die Frage wegen der Möglichkeit einer Selbstverbrennung (s.d.) aufgeworfen. Erst im nächsten Jahre wurde Stauff auf neue Verdachtsgründe verhaftet u. obgleich er die That leugnete, zu lebenslänglicher Zuchthausstrafe verurtheilt; erst 1851 legte er ein unumwundenes Geständniß der That ab. Vgl. Neuer Pitaval, 17. Bd., Lpz. 1851.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 7. Altenburg 1859, S. 479.
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