Helmstädt

[225] Helmstädt (Helmstedt, 1) Kreis im Herzogthum Braunschweig, 14,44 QM.; 43,000 Ew.; enthält die Ämter H., Schöningen, Königslutter u. Vorsfelde; 2) Amt hier, 2 QM., 12,000 Ew.; 3) Stadt darin, unter dem Elm, mit 2 Vorstädten (Neumarkt u. Ostendorf); früher Universität, deren Gebäude, das Juleum, noch vorhanden ist u. jetzt das Kreisgericht, das Amtsgericht, das Gymnasium u. die Bürgerschule enthält, 3 Hospitäler, Fabriken in Tabakspfeifen, Essig, Branntwein, Hüten u.a., Alaun- u. Vitriolwerk, Töpfereien etc., Handel; Freimaurerloge: Julia Carolina zu den drei Helmen; 6500 Ew. Die sonstige Universität war 1575 vom Herzog Julius von Braunschweig gestiftet; anfangs gehörte sie beiden Häusern Braunschweig, Hannover trat 1745 seinen Antheil ab, weil es Göttingen stiftete, u. nun wurde sie Julius-Karls-Universität benannt, ersteren Namen hatte sie vom Herzog Julius, der sie stiftete, letztern vom Herzog Karl, der viel für sie that. Sie hatte 2–300 Studenten u. wurde 1809 vom König von Westfalen aufgehoben. Dicht vor der Stadt das sonstige Kloster Ludgeri, jetzt Ökonomisches Institut, u. auf der entgegengesetzten Seite das Jungfrauenstift Marienberg; eine Stunde entfernt, in einem angenehmen Thale, liegen zwei Bäder, der Gesundbrunnen u. das Marienbad, beide mit Erfolg gegen Gicht gebraucht; ferner im Marienberger Forst das Amalienbad (ietzt Kaltwasserheilanstalt); der Corneliusberg, darauf die Lübbensteine, zwei aufgerichtete Granitblöcke.–802 soll St. Ludger das dasige Benedictinerkloster gegründet haben. Die Stadt war Eigenthum des Klosters, unter der Hoheit des Abtes v. Werden in Westfalen, doch wurden die Herzöge von Sachsen, später die Pfalzgrafen von Sommerschenburg u. im 12. Jahrh. Heinrich der Löwe u. seine Nachkommen Vögte über das Kloster. Im 11. Jahrhundert erhielt H. einige Befestigung u. 1090 städtische Privilegien. 1199 wurde H. vom Erzbischof von Magdeburg zerstört, aber wieder aufgebaut u. befestigt. Seit der Ermordung des Abtes Otto durch die Helmstädter, 1288, lagen die Bürger immer mit den Äbten in Streit. 1340 machten die Wollenweber einen Aufstand gegen den Stadtrath, welchen der Herzog von Braunschweig mit den Waffen dämpfte. 1489 verkaufte der Abt von Werden die Stadt an Braunschweig, u. 1490 wurde sie mit den fürstlichen Domänen vereinigt. 1807–1813 war H. Hauptstadt eines Districts im Ocker-Departement des Königreichs Westfalen. Vgl. Kunhard, Beiträge zur Geschichte der Universität H., Helmst. 1797; Ludwig, Gesch. u. Beschreibung der Stadt H., ebd. 1821.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 8. Altenburg 1859, S. 225.
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