Kolchis

[655] Kolchis (a. Geogr.), Landschaft in Asien, zwischen dem Kaukasos, Iberien, Armenien, Pontos, dem Korax u. Schwarzen Meer, also das jetzige Mingrelien u. Abchasien; Flüsse: Phasis, Korax; Prodnete: Schiffbauholz, Hanf, Wachs, Pech; Gold fand man in Flüssen. Die Kolchier (Kolchi, in der römischen Zeit Lazier genannt) waren armenischen, nach Anderen ägyptischen Ursprungs (s. unten), lebten sehr mäßig, meist von Buchweizen, u. handelten vorzüglich mit der von ihnen selbst verfertigten u. im Ausland berühmten Leinwand. Zu ihren zahlreichen Stämmen gehörten die Machelones, Heniochi, Zydretä, Lazi, Apsilâ, Abasci, Sanigä, Koraxi, Koli, Melanchtâni, Geloni, Suani, Moschi, Bruchi etc. Städte in K. waren: Dioskorias, Sarapana, Surion, Archäopolis, Kurelision. Der Name K. kommt erst im 5. Jahrh. v. Chr. bei den Griechen vor, früher hieß das Land Äa, eigentlich Name der Residenz des mythischen Königs Äetes, welcher im Besitz des von dem Kolchischen Drachen (s. Drache) bewachten Goldenen Vließes war, nach welchem der Argonautenzug (s.d.) unternommen wurde, obgleich vielfach bezweifelt wird, daß sich dieser Zug bis dahin erstreckt habe. Nach der Sage ging auch der Zug des Ägyptierkönigs Sesostris bis hierher, u. von einer, von demselben zurückgelassenen Colonie wollten die Kolchier abstammen, u. die Späteren fanden eine Bestätigung dieser Sage in dem dunkeln u. krausen Haar, der Ähnlichkeit der Sprache u. Sitten, namentlich der Beschneidung u. Leinwandbereitung. Sie standen nachmals unter der Herrschaft der Perser, dann der Könige von Pontos u. fochten für Mithridates u. wurden von den Römern besiegt; indeß gaben diese das Land dem Pontischen König zurück. Später gehörten sie unter römische Herrschaft, doch zahlten sie den Römern blos Tribut u. waren frei; diese legten, bes. seit Trajan, Castelle u. Factoreien an der Küste an; auch die Byzantiner erhielten am Phasis ein Castell, u. die Kolchier wurden wegen Mangels an Salz von den Byzantinern in Abhängigkeit erhalten. Als der Kolchierkönig Gubazes von Justinian übermüthig behandelt wurde, schloß er 542 mit Khosroës, König von Persien, ein Bündniß gegen jenen. Doch von diesem treulos u. noch übermüthiger behandelt, kehrte er 549 zu Justinian zurück. Darüber brach zwischen Justinian u. Khosroes der Kolchische Krieg (Lazische Krieg) aus. Justinian schickte den Dagisteus zur Vertreibung der Perser vom Schwarzen Meere ab, u. dieser eröffnete den Krieg mit der Belagerung von Petra (549–551). So lange Mermeroes die Perser befehligte, waren sie siegreich, aber sein Nachfolger Nakoragan erlitt eine schimpfliche Niederlage. Als Gubazes auf Justinians Befehl, bei dem er verläumdet worden war, 556 meuchlings ermordet worden war, wurde, nach langen fruchtlosen Unterhandlungen u. fortdauernden Verheerungen, Friede geschlossen, in welchem Khosroes dem Besitz von Kolchis entsagte. Das Land kam nachher an die Könige von Georgien.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 9. Altenburg 1860, S. 655.
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