Mithridātes

[325] Mithridātes (Mithradates), ein im Alterthum im Orient oft vorkommender Name, so hießen z.B. mehre Könige von Parthien, Armenien u. im Bosporanischen Reiche (s.d. a.); bes. berühmt sind die Könige von Pontos: 1) M. (I.), persischer Statthalter in Pontos unter Artaxerxes Mnemon, welcher sich selbständig zu machen versuchte, aber wieder unterworfen wurde, daher er mit Unrecht als Gründer des Pontischen Reiches angesehen wird. 2) M. (II.) I. Ktistes, Sohn des Ariobarzanes, folgte seinem Vater 337 v. Chr. im Pontos, unterwarf sich Alexander dem Großen u. wurde 302 von Antigonos getödtet. 3) M. (III.) II., folgte dem Vorigen 302 v. Chr., hatte viel Kämpfe mit den Nachfolgern Alexanders, in denen er sich glücklich gegen diese behauptete u. außerdem noch viel Eroberungen machte; er st. 266. 4) M. (IV.) III., Sohn des Vorigen, regierte 265–183 v. Chr. 5) M. (V.) IV. Euergetes, Sohn des Pharnakes I., folgte diesem 156 v. Chr.; focht mit den Römern gegen den König von Pergamum u. erhielt dafür Großphrygien; er wurde 121 in Sinope ermordet. 6) M. (VI.) V. der Große od. Eupator, Sohn des Vorigen, wurde in der Einsamkeit erzogen, bestieg noch als Knabe den Thron nach der Ermordung seines Vaters; er schuf sich eine Flotte u. ein tüchtiges Heer, besiegte zuerst 112–110 v. Chr. die Scythen, unterwarf u. verband sich Völker vom Schwarzen Meere bis zum Taurischen Chersones, machte dann 110–108 eine Reise durch Kleinasien, verband sich mit dem Könige Tigranes von Armenien, dem er seine Tochter in die Ehe gab u. eroberte Paphlagonien, Kappadokien u. Bithynien (92). Nun trat er mit seiner lang gehegten Feindschaft gegen die Römer hervor, von deren Herrschaft er Asien befreien wollte. Der Kampf (Erster Mithridatischer Krieg) begann 89 damit, daß er die römischen Feldherren, welche die von ihm vertriebenen Könige von Kappadokien u. Bithynien wieder in ihre Reiche einsetzen wollten, schlug, dann ließ er an einem bestimmten Tage einen allgemeinen Aufstand gegen die Römer in Asien ausbrechen, bei welchem 80,000 (nach And. 150,000) Römer ermordet u. die anderen aus Asien vertrieben wurden. Nun eroberte er die Inseln des Agäischen Meeres u. rief auch Griechenland zur Empörung gegen die Römer auf u. sendete ihnen Hülfstruppen unter Archelaos u. Dorylaos.[325] Als jedoch Sulla 86 Athen erobert u. die pontischen Truppen bei Chäronea u. Orchomenos besiegt hatte u. die Römer unter Fimbria in Asien sich gegen M. wendeten, machte M. 84 in Dardanos Frieden mit Sulla, wornach er sich auf sein Reich Pontos einschränken, seine Flotte ausliefern u. eine große Summe Geld zahlen mußte. Bereits 82 begann der Krieg zwischen ihm u. den Römern wieder (Zweiter Mithridatischer Krieg), weil er nicht alle Eroberungen herausgegeben hatte; er wurde von Murena geschlagen u. machte 80 wieder Frieden. Die bürgerlichen Unruhen in Rom benutzend, begann er 74 v. Chr. den Dritten Mithridatischen Krieg (Pontischen Krieg) mit der Besetzung Paphlagoniens u. Bithyniens; obgleich Anfangs glücklich, wurde er doch 73 bei Kyzikos geschlagen u. mußte 72 nach Armenien zu Tigranes fliehen; 67 kehrte er zurück u. besiegte den Lucullus u. Glabrio, bis 66 Pompejus gegen ihn geschickt wurde, welcher ihn bei Nikopolis gänzlich besiegte. M. floh erst nach Kolchis, dann in die Kaukasusländer, u. als sein Sohn Pharnakes u. sein Heer ihn verließ, nahm er 64 v. Chr. in Pantikapäon Gift, u. da dasselbe nicht wirkte (er hatte, um sich gegen Vergiftungen zu sichern, sich selbst nach u. nach an Giftessen gewöhnt), ließ er sich von einem celtischen Soldaten, Bituitus, ermorden, s. Pontos (Gesch.). M. war einer der größten Fürsten Asiens, auch gelehrt, er konnte in 22 Sprachen reden, kannte die Namen aller seiner Soldaten u. schrieb ein Buch über Kräuterkunde, welches Pompejus ins Lateinische übersetzte.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 11. Altenburg 1860, S. 325-326.
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