Lavalette

[176] Lavalette (spr. Lawalett), altes französisches Geschlecht: 1) Jeande L. Parisot, aus provençalischem Geschlecht, wurde 1557 Großmeister des Malteserordens, schlug 1565 Solimans Angriff auf Malta ab, baute 1566 die Stadt La Valetta u. st. 1568, s.u. Johanniterorden. 2) Marie Chamans, Graf de L., geb. 1769 in Paris war Anfangs für den geistlichen Stand bestimmt, studirte dann die Rechte, ging aber in der Revolution zur Armee. Als Adjutant Baraguay d'Hilliers zeichnete er sich bei Arcole aus, wurde Bonapartes Adjutant u. dieser begünstigte seine Heirath mit der einzigen Tochter des Grafen Fr. Beauharnois, eines Schwagers von Josephine, worauf L. General u. zuletzt Oberpostdirector wurde. Nach der Restauration 1814 war er ohne Anstellung; als aber Napoleon wieder von Elba zurückkehrte u. Ludwig XVIII. am 20. März 1815 Paris verließ, begab sich L. mit General Sebastiani sogleich zu dem damaligen Generalpostdirector Ferrand, nahm ihm im Namen des Kaisers die Postverwaltung ab u. trug dadurch wesentlich zur Wiederherstellung des Kaiserreichs bei. Als Ludwig XVIII. nach der Schlacht von Waterloo den Thron wieder bestieg, wurde L. von der Amnestie ausgenommen, verhaftet u. den 22. Novbr. 1815 zum Tode verurtheilt. Seine Gattin (s. die Folgende) rettete ihn, indem sie die Kleider mit ihm im Gefängnisse, wo sie ihn den 23. Decbr. 1815 am Abend vor seiner anberaumten Hinrichtung besuchte, vertauschte u. an seiner Statt zurückblieb. Die Engländer Rob. Wilson, Hutchinson Graf von Donoughmore u. Bruce sorgten für seine Flucht, u. Erster brachte ihn über die Grenze, wo er sich dann nach München zu dem Prinzen Eugen begab. Die drei Engländer wurden zu dreimonatlicher Hast verurtheilt, L. selbst wurde 1822 vom Könige begnadigt, kehrte nach Frankreich zurück u. st. den 15. Febr. 1830 in Paris; er schr.: Memoiren, Par. 1831, 2 Bde. 4) Emilie Louise, Gräfin von L., Tochter des Marquis Beauharnois, Nichte der Kaiserin Josephine, Gattin des Vorigen, rettete denselben aus dem Gefängniß (s. oben), wurde nach ihrer Entlassung aus dem Gefängniß wahnsinnig[176] u. starb bald darauf; ihre Tochter st. am 20. Juni 1855 in Paris. 5) L., Marquis de L., war von 1837–41 französischer Gesandtschaftssecretär in Stockholm, hierauffranzösischer Consul in Alexandrien, von 1846–48 bevollmächtigter Minister in Hessen Kassel, u. seit Frühjahr 1851 Gesandter in Constantinopel, von wo er im Februar 1853 wegen seines ziemlich rücksichtslosen Auftretens hinsichtlich der Verhandlungen über die Heiligen Stätten in Jerusalem abberufen wurde. Nachdem Thouvenel im Januar 1860 Minister des Auswärtigen geworden war, wurde L. im Februar an dessen Stelle wieder zum Gesandten in Constantinopel ernannt.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 10. Altenburg 1860, S. 176-177.
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