Lefort

[212] Lefort (spr. Lefohr), eine seit 1698 reichsfreiherrliche Familie, welche ursprünglich aus dem südwestlichen Frankreich stammt, im 14. u. 15. Jahrh. sich in Oberitalien, namentlich zu Coni in Piemont, ansiedelte, 1566 in Genf das Indigenat erlangte u. gegenwärtig in Mecklenburg u. Preußen ansässig ist. Der älteste bekannte Ahn der Familie ist: 1) Wilhelm, welchen Richard I. Löwenherz 1190 zu einem der Richter über das Kreuzheer setzte, u. welcher sich später in Palästina ansiedelte. 2) Franz Jakob, geb. 1656 in Genf, wo sein Vater erster Syndicus der Republik war, wurde in Marseille Cadet u. ging 1674 in holländische Dienste, wo er sich vor Grave auszeichnete. 1675 ging er nach Rußland, wurde Secretär beim dänischen Gesandten Grafen Horn, nahm aber bald Dienste beim Czar Feodor, stand 1677–1681 mit einer Compagnie in der Krim, lernte 1692 den jungen Czar Peter I. kennen, leistete ihm 1690 wichtige Dienste beim Aufruhr der Strelitzen, organisirte das Kriegswesen nach französischem Fuße, errichtete das berühmte, noch jetzt bestehende Preobrazenskische Gardegrenadierregiment, wurde General u. Chef des ersten Garderegiments, bei dessen deutscher Leibcompagnie Peter der Große Tambour war, ließ deutsche u. französische Künstler, Handwerker u. Offiziere nach Rußland kommen u. wurde 1696 Großadmiral u. Generalissimus der rusischen Armee, eroberte 1695 Asow u. wurde Präsident sämmtlicher Ministerien u. zuletzt Vicekönig von Nowgorod; er legte 1697 den Grund zur russischen Marine, stand an der Spitze der Gesandtschaft, die Peter nach Westeuropa sandte u. bei der er verkleidet persönlich zugegen war; er wurde 11. März 1699 von Peter dem Großen getödtet, ats er viesen verhindern wollte, einen seiner Generale im Zorn niederzuhauen. 3) Peter, Neffe des Vor., Sohn des Freiherrn Amadeus, geb. 1674, tratin russische Dienste, wurde Generallieutenant, unter Katharina I. u. Peter II. in diplomatischen Angelegenheiten nach Japan, Persien u. Berlin gefandt u. von der Kaiserin Anna zum Generalgouverneur von Esth- u. Livland ernannt. 1733 nahm er seine Entlassung u. siedelte sich in Mecklenburg an; er war mit Sophie Emilie geb. von Berner vermählt u. st. 1754. Seine Enkel Ludwig u. Friedrich, Söhne des Freiherrn Peter, gründeten nach der Reihe die folgenden Linien: A) Ältere Linie, jetziger Chef: 4) Freiherr Karl, Sohn des Stifters dieser Linie, geb. 1796, Mitbesitzer der Fideicommißgüter in Rußland, ist mecklenburg-schwerinischer Landrath u. seit 1836 mit Henriette geb. Splittgerber vermählt. B) Jüngere Linie, jetziger Chef: 5) Freiherr Peter, Sohn des Stifters dieser Linie, geb. 1791, ist preußischer Uhlanenoffizier a D. u. unvermählt.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 10. Altenburg 1860, S. 212.
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