Leu [1]

[311] Leu, 1) Peter, aus Hall, Priester; in den Volksbüchern des Mittelalters Spaß- u. Lustigmacher, von ihm werden ähnliche Geschichten erzählt, wie von Eulenspiegel. 2) Joseph, geb. 1800 zu Ebersol im Schweizercanton Luzern, Landwirth u. Viehhändler; 1830 in den Gesetzgebenden Körper gewählt, trat er den Bestrebungen der Radicalen wegen einer Verfassungsveränderung entgegen, kämpfte 1835 im Großen Rath gegen die Badener Conferenzartikel, wandte sich, von der Mehrheit des Großen Raths zurückgewiesen, an das Voll, stiftete den Betverein, welcher allen antiliberalen Bestrebungen zum Mittelpunkte dienen sollte, u. schrieb den 5. Nov. 1839 eine Volksversammlung nach Rußwyl aus, wo die Ultramontanen siegten u. eine Revision der Verfassung im Sinne des strengen Katholicismus durchsetzten. Die nun eintretenden Reorganisationen wurden sämmtlich durch L. angeregt u. gefördert; er wurde darauf Mitglied des Erziehungsrathes u. der geistlichen Commission. In dieser Stellung drang er auf Umänderung des Lehrplans, beantragte ein neues Preßgesetz u. errichtete mit Siegwart ein Schullehrerseminar in St. Urban; auch setzte er die Berufung der Jesuiten zur Übernahme der Seminarien u. des theologischen Lehrstuhls am Lyceum zu Luzern durch, wodurch er Luzern in den Bürgerkrieg stürzte. Aller Haß der Gegenpartei wandte sich gegen L., u. er[311] wurde von einem gewissen Jakob Müller am 19. Juli 1845 ermordet. Vgl. die Criminalprocedur gegen I. Müller, Zür. 1846.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 10. Altenburg 1860, S. 311-312.
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