Monte Casīno

[413] Monte Casīno, Berg in der neapolitanischen Prov. Terra di Lavoro, welcher sich über der Stadt S. Germano, dem alten Casinum, steil erhebt u. im Alterthum die Burg von Casinum u. einen Apollotempel trug, jetzt die berühmte Benedictinerabtei in romantischer Wildniß, mit Archiv u. Bibliothek. Sie wurde 529 als das Mutterkloster des Benedictinerordens von Benedict von Nursia gegründet, welcher 14 Jahre ihr Abt war. Von den Longobarden 589 zerstört, dienten die Ruinen lange Zeit Anachoreten zum Aufenthalt, bis das Kloster 720 von Gregor II. von Neuem aufgebaut wurde; Papst Zacharias selbst weihte 748 die neue Klosterkirche; auch wurde das St. Salvatorkloster am Fuße des Berges dazu gegeben, auch andere Klöster fügten sich seinen Satzungen, Güter, Vasallen, Privilegien fielen dem Kloster zu, u. dasselbe war zu[413] Anfang des Mittelalters der Hort der Bildung u. Gesittung Europas; 884 zerstörten die Sarazenen die beiden Klöster zum zweiten Mal, worauf die Mönche sich nach Teano u. Capua begaben, die Besitzungen aber von den Grafen von Teano u. den Fürsten von Capua an sich gerissen wurden, bis es dem Abte Aligernus gelang, 950 das Kloster M. C. wieder herzustellen. Unter dessen Nachfolger Manso (986) zog Wohlleben u. Verwilderung hier ein, bis unter Abt Desiderius (1058–87), dem nachmaligen Papste Victor III., das Kloster einen neuen Aufschwung zum Bessern nahm. Dieser restaurirte die Stiftsgebäude u. erbaute die neue Kirche (1066), zugleich kehrten strenge Disciplin u. das Studium der Wissenschaften wieder in M. C. zurück u. das Kloster zählte 200 Mönche. Doch bald (seit 1100) sank der Ruhm von M. C. auf's Neue, ohne jemals wieder sich zu heben. Kaiser Friedrich II. vertrieb 1239 die Mönche u. besetzte das Kloster mit seinen Soldaten; Papst Cölestin bevölkerte 1294 die Abtei mit Cölestinern, aber Bonifaz VIII. gab sie noch in demselben Jahre den Benedictinern zurück; Johann XXII. übergab die Verwaltung dem Patriarchen von Alexandria u. erhob nach dessen Tode 1321 die Kirche M. C. zur Kathedrale, den Abt zum Bischof, die Mönche zu Kathedralkanonikern. Dennoch kam der Orden nicht wieder zu seiner alten Blüthe, litt von Verwüstungen der Ungarn, Empörungen der Vasallen u. dem furchtbaren Erdbeben von 1349 sehr; die wenigen noch übrig gebliebenen Mönche wohnten 10 Jahre lang in elenden Hütten auf den Ruinen ihres Klosters. Auch die Bemühungen des Papstes Urban V., welcher sich 1367 selbst zum Abt ernannte, hatten keinen Erfolg; von dem Untergang wurde M. C. nur dadurch gerettet, daß es Papst Julius II. mit der Congregation der Sta. Justina von Padua (1504) vereinigte, wodurch 95 Abteien u. 100 Klöster unter einen Hut kamen, Der Abt von M. C. hatte die Titel: Abt aller Äbte des Benedictinerordens, Kanzler u. Großkaplan des Römischen Reichs, Fürst des Friedens, u. übte bischöfliche Gerichtsbarkeit. Berühmt durch Gelehrte, Schulen u. Bibliothek, zählt es jetzt noch 20 Mönche u. 15 Novizen, u. sein Abt wohnt in dem Städtchen S. Germano. Vgl. Luigi Tosti, Storia della Badia di M. C., Neapel 1841 ff., 3 Bde; Derselbe, Archivio Casinese, 1. Bd. ebd. 1847.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 11. Altenburg 1860, S. 413-414.
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