Nickel List

[880] Nickel List (Nikolaus L.), geb. 1656 zu Eichlaide in Sachsen, von niederer Abkunft, wurde am gräflich preußischen Hofe Reitknecht, ging aber bald in brandenburgische Dienste, wo er Corporal in einem Reiterregiment wurde; nach dem Frieden erhielt er den Abschied u. kaufte von den Beutegeldern eine Gastwirthschaft zu Reinsdorf im Sächsischen Erzgebirge. Durch unordentliches Leben herabgekommen fing er an Curen zu verrichten, wozu ihn die Lectüre der Schriften des Theophrastus Paracelsus u.a. medicinischer Bücher leitete, auch war sein Wirthshaus längst schon der Schlupfwinkel der Diebe, mit denen er sich auch bald vereinigte u. seinen ersten Diebesritt nach Mechelgrün machte. Den Antheil, welchen er davon erhielt, drangen ihm andere Diebe ab, wodurch ihm sein zeitheriger Aufenthalt verleidet wurde, er kaufte sich ein Wirthshaus zu Beutha in der Grafschaft Hartenstein u. setzte hier sein Diebsgewerbe fort. Von der endlich gegen ihn ausgesendeten Mannschaft tödtete er zwei, verscheuchte die übrigen 20 u. flüchtete selbst. Unter dem Namen Johann Friedr. von der Mosel stand er als Edelmann auf, entwarf die Pläne von auszuführenden Diebereien, schmiedete hierzu Instrumente u. leitete die Anschläge. In Hamburg lernte er Anna von Sien, eine getaufte portugiesische Jüdin, kennen, welche mit ihm eine Zeitlang umherzog. In Braunschweig wurde unter seiner Anführung die Katharinenkirche beraubt u. in Lüneburg 1698 die goldenen Tafeln aus der Michaeliskirche weggeholt; er wurde bald darauf in einem Wirthshause bei Greiz des Nachts überfallen, nach Celle abgeliefert u. am 23. Mai 1699 hingerichtet, 1700 aber sein Haus in Beutha niedergerissen u. eine Schandsäule daselbst errichtet.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 11. Altenburg 1860, S. 880.
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