List [3]

[422] List, 1) s. Nickel List; 2) Friedrich, Nationalökonom, geb. den 6. Aug. 1789 in Reutlingen, studirte in Tübingen u. wurde 1818 daselbst Professor der Staatswissenschaften, legte diese Stelle 1819 nieder u. bemühte sich sehr um die Stiftung des Deutschen Handelsvereins, welcher ihn zum Consulenten erwählte; er begleitete auch 1819 die Vereinsdeputirten an die deutschen Höfe u. selbst zum Ministercongreß zu Wien, indessen ohne großen Erfolg. 1820 Deputirter für Reutlingen bei der württembergischen Ständeversammlung, wurde er hier wegen eines Petitionsentwurfes über Gebrechen der allgemeinen Landesverwaltung u. Beamtenhierarchie, entworfen im Auftrag des Reutlinger Stadtrathes, in Anklagestand versetzt, 1821 von seinen landständischen Functionen suspendirt u. 1822 zu zehnjähriger Festungssirase verurtheilt. Um dieser zu entgehen, begab sich L. Anfangs nach der Schweiz u. 1825 nach Amerika; machte sich hier durch seine Outlines of a new system of political economy, Philadelphia 1827, bekannt u. gründete 1830 eine Actiengesellschaft zu Errichtung einer Eisenbahn von Tamaqua bis Port Clinton, mittelst welcher die von ihm entdeckten u. angekauften Kohlen- u. Eisenminen in Tamaqua cultivirt wurden. 1831 kehrte er nach Europa zurück u. ging in Geschäften der amerikanischen Regierung nach Paris. Dort suchte er vergebens die Eisenbahnen im Großen einzuführen, gab aber den Anstoß zum Bau der belgischen Eisenbahnen. Darauf kehrte er nach Amerika zurück wurde 1832 amerikanischer Consul in Hamburg[422] dann 1833 in Leipzig u. bemühte sich, die Eisenbahuen auch in Sachsen u. Schwaben einzuführen. Er hatte auch Theil an dem Nationalmagazin, ging aber, da dieses einging u. seine Bestrebungen für die Eisenbahnen (eine Schrift von ihm hatte die erste Idee zur Leipzig-Dresdner Bahn gegeben), ihm für seine Person keine vortheilhafte Anstellung brachten u. er mit dem Directorium jener Bahn in Mißverhältniß gerieth, 1837 nach Paris; später kehrte er nach Süddeutschland zurück u. lebte in Stuttgart, bildete mit Meyer in Hildburghausen die Idee einer baierischen Nordbahn über Nürnberg, Bamberg, Koburg, Hldburghausen, Eisenach, Kassel, nach Hannover u. den Hanseestädten aus, gelangte aber auch hier nicht zum Ziel; 1842 ging er nach Augsburg, gründete dort das Zollvereinsblatt, zog 1844 nach Wien, unternahm in handelspolitischem Interesse 1846 eine Reise nach England, suchte auf einer Reise nach Tyrol Erholung, erschoß sich aber 30. Nov. 1846 bei Kufstein. 1850 wurde ihm in Reutlingen ein Denkmal gesetzt u. 1857 an seinem Geburtshause eine Gedenktafel errichtet. Er schr.: Die Staatskunde u. Staatspraxis Württembergs, Tübing. 1810; Mittheilungen. aus Nordamerika, Hamb. 1820 u. 1830, 2 Hefte; Über ein sächsisches Eisenbahnsystem, Lpz. 1833; Das deutsche National-Transport-System, Alt. 1838; Das deutsche Eisenbahnsystem mit besonderer Rücksicht auf württembergische Eisenbahnen, Stuttg. 1841; Das nationale System der politischen Ökonomie, ebd. 1841, 2. Aufl. 1842; Das deutsche Eisenbahnsystem als Mittel zur Vervollkommnung der deutschen Industrie, ebd. 1841; Gesammelte Schriften, herausgegeben von L. Häusser, Stuttg. 1850 f., 3 Thle.; gab auch heraus: Eisenbahn-Journal, Altona 1835–1837, 2 Bde. etc.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 10. Altenburg 1860, S. 422-423.
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