Pankrĕas

[599] Pankrĕas (Bauchspeicheldrüse), die, den Pankratischen Saft (Pancreaticus succus) od. Bauchspeichel, eine wasserhelle, schwach klebrige, geruchlose, schwach salzige, weder alkalisch, noch sauer reagirende Flüssigkeit (welche, im Zwölffingerdarm sich sogleich mit der Galle vermischend, zur Auflösung u. Assimilation der Nahrungsstoffe beiträgt) absondernde, den Mundspeicheldrüsen ähnlich gebildete Drüse; liegt hinter dem Magen, innerhalb des Bauchsackes, vor dem zwölften Brust- u. ersten Lendenwirbel, der absteigenden Aorta u. der untern Hohlvene, in querer Richtung, von der Ausbiegung des Duodenums bis zur Milz reichend, ist 7–8 Zoll lang, aber weit schmäler, 1/23/4 Z. dick. Das rechte Ende (Kopf des P., Extremitas duodenalis, Caput pancreatis), ist am breitesten (21/4 Z.) u. dicksten (3/4 Z.), ist durch Zellgewebe mit der innern u. hintern Wand des absteigenden Theils des Zwölffingerdarms verwachsen. Von ihm erstreckt sich ein kleiner Theil, vor dem untern Stücke des Duodenums abwärts: Pancreas parvum Winslovii. Das linke, schmal zulaufende, abgerundete, gegen 11/2 Z. breite, 1/2 Z. dicke Ende (Schwanz des P., Extremitas splenica, Cauda pancreatis) ist locker an die innere Fläche der Milz u. die linke Nebenniere befestigt. Am obern dickern Rande des mittleren Theiles, od. des Körpers des P., läuft eine Rinne für die Milzarterie, der untere Rand ist dünner. Die vordere Fläche ist convex u. mit einem serösen Überzug, von einem Fortsatz des Bauchfelles, versehen; die hintere nur durch eine Schicht von schlaffem Zellgewebe bekleidet u. an die dahinter liegenden Theile befestigt. Das P. ist gelbgrau, etwas ins Röthliche spielend, besteht aus einzelnen größern u. kleinern, unregelmäßig runden, locker durch Zellgewebe verbundenen, an der Oberfläche durch Furchen unterschiedenen Läppchen (Lobuli), die wieder aus runden Körnern (Acini) zusammengesetzt sind. Letztere werden von einem seinen Capillargefäßnetze umgeben u. bilden die Anfänge der feinsten, den Pankreatischen Saft führenden Kanälchen (Radiculae), die sich zu kleinern u. größern Zweigen, gegen die Mittellinie der Drüse, vereinigend, endlich den Ausführungsgang (Wirsungenschen Gang, Ductus pancreaticus, D. Wirsungianus) bilden, welche längs der Mitte der Drüse, von dem Schwanz nach dem Kopf immer stärker werdend, verläuft, an letzterm aus der Drüsensubstanz hervortritt, mit dem Gallengang zugleich die Wand des absteigenden Zwölffingerdarms schräg durchbohrt u. sich dicht neben jenem, oft auch in einer gemeinschaftlichen Mündung in den Darm öffnet. Die zahlreichen, aber kleinen Pankreatischen Arterien sind theils Ästchen der Milzarterien, theils des Ramus pancreatico-duodenalis der Leberarterie, theils der obern Gekrösarterie. Die ebenfalls kurzen Pankreatischen Venen ergießen sich in die, den Arterien gleichnamige Äste. Die Pankreatischen Lymphgefäße kommen aus der hintern Fläche hervor, vereinigen sich mit denen der Milz zum Plexus linealis, in welchem Glandulae coeliaeae liegen. Die wenigen u. feinen, zum P. gehenden Pankreatischen Nerven kommen aus den Milz-, Magen- u. obern Gekrösgeflecht des Gangliennerven. Pankreaskrankheiten sind selten u. noch wenig erforscht, weil das P. selten allein leidet. Die wichtigste derselben ist die Entzündung der P. (Pancreatītis) selten acut, meist chronisch u. gewöhnlich in Verhärtung od. Austreibung übergehend. Hauptsymptome: Schmerz in der Gegend desselben, Speichelfluß od. Speichelerbrechen, Sodbrennen, wässeriger Durchfall od. auch Verstopfung.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 12. Altenburg 1861, S. 599.
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