Parforcehunde

[676] Parforcehunde, eigentliche Jagdhunde (s.u. Hund I. a) cc) u. Jagdhund), welche nur zur Parforcejagd dressirt werden u. deren 80–100 zusammen eine Meute bilden. Sie dürfen lediglich auf der Fährte fortarbeiten, müssen deshalb bes. gute Nasen haben u. ununterbrochen laut sein; sie werden auf Eine Wildgattung ausschließlich dressirt u. dürfen nie eine andere jagen. Man unterscheidet: a) der Verwendung nach: den Hirschhund auf Hirsche, 26–28 Zoll, den Sauhund auf Sauen, 23–25 Zoll, den P. auf Rehe u. Hafen, 20–22 Zoll, den auf Füchse 16–18 Zoll hoch; b) der Race nach: französische P., glatthårig u. meist gefleckt, u. englische P., zum Theil etwas rauhhårig u. in der Regel einfarbig, meist schwarz od. rostfarbig; die letzteren sind gewöhnlicher, erstere besser, aber zärtlicher. Die P. werden in einem eigenen Jägerhof mit mehren zum Theil heizbaren Ställen u. Ställchen, um die alten, jüngeren, hitzigen, belegten, säugenden u. kranken Hunde apart stecken zu können, sowie mit mehren Zwingern, worin seiner Sand auf dem Boden, ein Rasenplatz u. schattige Bäume, auch wo möglich fließendes Wasser sein sollen, unter Aufsicht von einem Oberpiqueur u. einem od. einigen Piqueurs, Hundewärtern, Hundejungen etc. erzogen. Die Nachzucht, wobei man auf alte Hündinnen junge Hunde u. umgekehrt läßt, ist bes. wichtig, man wendet die größte Sorgfalt darauf, hält, da eine Hündin mit Nutzen nur 3-4 Junge säugen kann, andere Hündinnen als Ammen, gibt ihnen, wenn sie 6 Wochen alt sind, Milch, dann mitunter Fleischbrühe, thut[676] sie im Alter von drei Monaten bis 1 Jahr in Bauernhöfe u. nährt sie dann, wie die alten, mit dem aus Haferschrot, altbackenem Korn- u. Gerstenbrod, mit Brühe von Rind- od. Schöpsenfleisch angemachten Fraß, welcher ihnen als Suppe lauwarm vorgesetzt wird. Diesen Fraß erhält die ganze Meute des Tages zweimal, früh u. Nachmittags, od. auch Nachmittags nur Brod, unter der Aufsicht mit Hetzpeitschen versehener Jägerburschen. Sie werden nach jeder Mahlzeit 1/2 – 1 Stunde ausgegeführt. Nicht nur Hunde nimmt man zur Meute, sondern auch Hündinnen. Das Dressiren (Einjagen) der P. beginnt, wenn sie 11/2 Jahr alt sind, mit dem Koppelbändigmachen, indem man sie zu zwei u. drei aneinander koppelt u. den Tag über zusammen im Zwinger herumlaufen läßt; dann nimmt man sie gekoppelt an den Harn (s.d.) u. führt sie täglich zweimal aus, um sie zu gewöhnen gehorsam in der Meute zu gehen; etwa 5–6 Wochen vor der eigentlichen Parforcejagd reitet man die Hunde aus, indem ein Jäger vor der Meute her langsam in den Straßen der Stadt od. an anderen geschlossenen Orten herumreitet u. 2–3 andere Jäger mit Hetzpeitschen sorgen, daß die Meute immer zusammenhält u. dem ersten Jäger folgt. Nach u. nach geht man zum Trab, Gallop, Carriere über u. dehnt die Wege auf Feld u. Wald 1–2 Meilen aus. Hierbei wird die Meute, worin man die vordersten Hunde den Kopf u. die hintersten den Schwanz nennt, theils zum Suchen angefeuert, theils zuweilen gestopft, indem man die Peitsche schwingt u. den Kopfhund mit Namen u. arrêtez-vous u. derrière ruft. Ungehorsame werden nach dem Grade der Hartnäckigkeit strenger u. milder gestraft. Die Vollendung der Schule ist das Trainiren (s.d.), obgleich es nicht alle Jäger billigen. Die Anwendung der P. s.u. Parforcejagd.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 12. Altenburg 1861, S. 676-677.
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