Pauke

[753] Pauke, 1) bei den Alten jedes mit einer Haut bespannte Instrument, welches mit der Hand od. einem Plectrum angeschlagen wurde; jetzt 2) (Kesselpauke, Heerpauke), kupferner, messingener, auch wohl silberner Kessel, über dessen weite Öffnung auf einem eisernen Reisen, mittelst eiserner Wirbel, eine Esels-, Ziegen- od. Kalbshaut (Paukenfell) aufgespannt ist u., wie es die höhere od. tiefere Stimmung erfordert, straffer od. schlaffer gezogen wird. Angeschlagen wird die P. mit zwei Stäben von hartem Holze, welche am Ende mit Tuch, Filz od. Schwamm überzogene knopfförmige Wülste haben (Paukenschlägel). Die P-n werden immer paarweise von verschiedener Größe gebraucht u. stets in Tonica u. Dominante gestimmt. Bei Schreibung von Noten für die P-n bedient man sich blos der beiden Baßnoten C u. G u. setzt die Stimmung zu Anfang des Stücks vor, z.B. Tympani in Es u. B. Der Spieler (Pauker) stellt sich vor die auf einem dazu besonderen Gestelle (Paukergestell) schief liegenden P-n u. hat rechts die C- u. links die G-Pauke (in neuerer Zeit jedoch häufig umgedreht) u. schlägt, die vorgeschriebenen Noten mit der Behandlung der der P. eigenthümlichen Auszierungen (Schlagmanieren), als mit dem Wirbel, Doppelwirbel, den verschiedenen Zungenschlägen (s. Zunge) u. Kreuzschlägen. Der Schlag, welcher aus dem schnellen Wechsel der Schlagstöcke selbst, so wie der beiden gewöhnlichen Töne entsteht, heißt Abzugsschlag. Zur Stimmung der P-n bedient man sich einer Art Schraubenmutter (Paukenschlüssel). Sonst waren P-n, auf Paukenwagen transportirt, bei den Artillerietrainen Zeichen des Feldzeugmeisters u. später bei Cavallerieregimentern sehr gebräuchlich. Silberne P-n bekamen die [753] Regimenter zur Auszeichnung, deren Verlust für eben so schimpflich galt, wie der der Fahnen, auch durften sich nur adelige od. gar fürstliche Personen der P-n beim Tanz bedienen. In der neueren Zeit, wo dieses Instrumentenpaar gleich jedem anderen Instrument dem Orchester nothwendig geworden ist, da es als Baßinstrument von Wichtigkeit u. großer Wirkung ist, ist es bedeutend vervollkommnet worden. Das Fell wurde bisher vermittelst 8–9 Seitenschrauben u. zwar von

Pauke

bis wieder zu

Pauke

in der neuesten Zeit sogar bis

Pauke

u. zwar gewöhnlich in Tonica u. Dominante gestimmt, gleichviel ob die Dominante unterhalb od. oberhalb der Tonica liegt, was sich nach dem Umfang der genannten Octave richtet. Da aber in der Musik die Tonarten während eines Satzes schnell wechseln, so mußte der Componist die Pauken oft pausiren lassen, da der Schläger nicht im Stande sein konnte, an 16 Schlauben die Instrumente schnell umzustimmen. Dieser Übelstand ist durch Erfindung der Maschinenpauke beseitigt, da man diese in wenigen Augenblicken schnell umstimmen kann. Vgl. Altenburg, Heroisch-musikalische Trompeter- u. Paukerkunst, Halle 1794; E. Pfundt, Paukenschule, Lpz. 1849. 3) Ein Paar Subbaßtöne, gewöhnlich c u. g, welche als P-n benutzt werden; 4) so v.w. Paukenhöhle, s.u. Ohr B) a); daher Paukenarterie, s.u. Kopfarterien A) g) bb). Paukenfell, s.u. Ohr A) b) bb). Paukengeflecht, s.u. Gangliennerven B) a) u. Gehirnnerven I). Paukensaite, s.u. Gehirnnerven G) a); 5) so v.w. Syphilitische Leistenbeule; 6) in Niedersachsen eine Art Fischreuße, s. Bunge.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 12. Altenburg 1861, S. 753-754.
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