Satyrn

[949] Satyrn (Satyri), 1) ländliche Gottheiten der Griechen, deren Eltern verschieden angegeben werden: Hermes u. Iphthime, Bakchos u. Nikäa, nach And. waren ihre Mütter die Enkelinnen des Phoroneus. Sie waren Wald- u. Berggeister von demselben Geschlecht wie die Bergnymphen u. Kureten, neckische u. durchtriebene Wesen, muthwillig u. lüstern nach Wein u. Weibern, dabei aber sehr feig; sie wurden gedacht mit kräftigen Gliederformen, stumpfen Nasen, ziegenartigen Ohren, borstigem Haar u. einem Schwänzchen im Rücken. In den Wäldern u. auf den Bergen jagen sie das Wild, treiben die Heerden, tanzen u. springen (ihr aus bocksartigen Sprüngen bestehender Tanz hieß Sikinnis) u. musiciren dazu auf der Syrinx, der Flöte, dem Dudelsack, Cymbeln u. Castagnetten, lauern den Nymphen auf, schwärmen u. trinken mit Dionysos. Als ihr Ältester u. Anführer galt Silen (s.d.). Das bezeichnende Symbol der S. war der feige, verliebte u. muthwillige Hase. Junge S. hießen Satyrisken. Eine Bedeutung für die Poesie gewannen die S. durch die Spiele der Dionysien, in denen die Maske der S. wegen ihrer ungebundnen Natürlichkeit u. ihres neckischen Muthwillens besonders beliebt u. volksthümlich war; daraus entstand dann in Attika das Satyrische Drama (s.d.). Künstlerische Darstellungen dieser Wesen finden sich bes. auf Vasen. Die ältere Kunst stellte sie meist bärtig u. alt, dabei häßlich u. affenähnlich dar, die jüngere Attische Schule aber jugendlich u. zart, wie sie spielen, musiciren, den Wein lesen od. keltern, bes. aber trinken u. den Rausch ausschlafen, od. wie sie jagen, sich mit Bakchantinnen herumbalgen, od. Bilder aus ihrem Stillleben mit ihren Frauen u. Kindern im Walde. In der Kunstgeschichte ist bes. der angeklagte Satyr bekannt, er hatte die Amymone überfallen, sie floh u. verklagte ihn vor Poseidon; außerdem ein anmuthiger Satyr, welcher[949] an einem Baum gelehnt u. die Flöte in der Hand schalkhaft sinnend vor sich hinblickt, angeblich nach einem Musterbild des Praxiteles; die kelternden S. im Garten des Palastes Francavilla in Neapel; der ruhende Satyr, ein Hauptgemälde des Protogenes; 2) eine Art langgeschwänzter Affen, welche auch anzunehmen sind, wenn man von Orten redet, wo S. wohnten, s. Satyrorum insulae u. Satyrmensch.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 14. Altenburg 1862, S. 949-950.
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