Silĭus

[104] Silĭus. Die römische Silia gens war ein plebejisches Geschlecht, welches erst seit der allerletzten Zeit der Republik bekannt ist: 1) Titus S., diente unter I. Cäsar in Gallien u. wurde 56 v. Chr. von den Venetern, zu welchen ihn nebst Velanius der Legat P. Crassus geschickt hatte, um sich Proviant von ihnen zu erbitten, als Gefangener zurückbehalten; dieß war der Grund zu dem Kriege Cäsars gegen die Veneter. 2) Publius S. Nerva, war 20 v. Chr. Consul, als welcher er mehre Alpenvölker u. dann die Noriker u. Pannonier besiegte; darauf wurde er Statthalter in Spanien. 3) Cajus S., war 13 n. Chr. Consul u. 14. Befehlshaber der obern Rheinarmee; 16 leitete er mit Antejus u. Cäcina den Bau einer Flotte zur Expedition gegen die Bataver u. machte dann einen erfolglosen Einfall in das Land der Katten; 21 dämpfte er einen Aufruhr der Gallier u. Belgier unter Sacrovir u. Florus. Da aber S. mit Germanicus befreundet war u. seine Gemahlin Sosia Galla in gutem Vernehmen mit Agrippa stand, so verdächtigte ihn Sejanus bei Tiberius; der Erpressung angeklagt, ermordete sich S. 24 selbst. 4) Cajus S., Sohn des Vor., wurde 47 n. Chr. Consul designatus u., wegen unerlaubten Umgangs mit Messalina, 48 hingerichtet. 5) Cajus S. Italicus, römischer Dichter, nach Ein. aus Italica, nach And. aus Corfinium, geb. um 25 n. Chr.; er machte unter Nero den Delator u. wurde 68 Consul, worauf er als Proconsul Asien verwaltete; mit Vitellius war er ebenfalls befreundet, zog sich aber von dem öffentlichen Leben zurück, lebte auf seinen Landgütern im südlichen Italien, welche er aus seinem großen Reichthume mit Büchern, Statuen u. Gemälden ausstattete, in wissenschaftlicher Muße u. starb im Jahr 100 wegen einer langwierigen Krankheit des freiwilligen Hungertodes. Anfangs widmete er sich der Beredtsamkeit nach Cicero, später der Dichtkunst nach Virgilius; erhalten hat sich von ihm Punica, ein historisches Gedicht in 17 Büchern über den zweiten Punischen Krieg, es ist streng geschichtlich u. mit mehr Sorgfalt als Geist geschrieben; es kam frühzeitig in Vergessenheit u. wurde erst 1415 in St. Gallen wieder aufgefunden, zuerst herausgeg. Rom 1471, Fol., Parma 1481, Mail. 1481, Fol., u.ö., auch von D. Heinsius, Leyd. 1600, von Cellarius, Lpz. 1695, von Drakenborch, Utr. 1717, von I. P. Schmidt, Mitau 1775, von I. Chr. G. Ernesti, ebd. 1791, 2 Bde.; von Ruperti, Gött. 1795–98, 2 Bde., von Lünemann, Gött. 1824, u. von Weber im Corpus poetarum latinorum, Frankf. 1832; deutsch von Bothe, Stuttg. 1856.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 16. Altenburg 1863, S. 104.
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