Suger

[71] Suger, geb. wahrscheinlich 1081 bei St. Omer, wurde in früher Jugend in das Kloster St. Denys zur Erziehung geschickt, wo er ein Studiengenoß u. Freund des nachmaligen Königs Ludwig VI. wurde, u. studirte dann weiter im Kloster St. Florent de Saumur, worauf er 1103 nach St. Denys zurückkehrte u. den Abt Adam in der Verwaltung behülflich war. Als Ludwig VI. den [71] Thron bestieg, wurde S. an den Hof gerufen u. war des Königs einflußreichster Rathgeber in dessen Kämpfen mit den Kronvasallen, wo es galt deren Trotz gegen die königliche Macht zu brechen u. die Colonen vor deren Druck zu schützen, sowie in dem Investiturstreite, welchen er im Interesse des Königs, aber doch zu Gunsten der Suprematie des Papstes, welchen der König zu seiner Selbständigkeit gegenüber seinen Vasallen brauchte, zu Beider Zufriedenheit beilegte. Während S. zum Abschluß dieser Verhandlungen 1121 nach Rom gereist war, wurde er 1122 an des verstorbenen Adam Stelle zum Abt von St. Denys gewählt, als welcher er 1124 sich an die Spitze des Heeres stellte, welches gegen den, im Interesse Englands Frankreich bekriegenden deutschen Kaiser Heinrich V. Zog (s. Frankreich S. 524). Seit 1127 fing er an aus einem Weltmann ein Mönch zu werden u. sich der Sorge für sein Kloster zu unterziehen, ohne deshalb seiner staatsmännischen Wirksamkeit zu entsagen, ja nach dem Tode Ludwigs VI., 1137, trat er unter dessen Nachfolger, Ludwig VII., mit dem Bischof Joscelin von Soissons an die Spitze der Regierung u. führte dieselbe in dem Maße zu Gunsten der königlichen Macht fort, daß er selbst den Papst nicht schonte, wo dessen Einfluß sich zu Ungunsten der Krone u. für die Vasallen, geltend zu machen suchte. Als Ludwig VII. 1147 sich persönlich an dem Kreuzzuge betheiligte, bildete S. mit dem Erzbischof von Rheims u. dem Grafen Robert von Vermandois die Regentschaft bis zur Rückkehr des Königs, 1149, u. machte sich dabei durch Bekämpfung des Räuberwesens, durch Unterdrückung eines Versuchs Roberts von Dreux die Krone an sich zu reißen, durch Reformation der Klöster um König, Land u. Kirche sehr verdient. Er st. 12. Januar 1151 u. schr.: De rebus in sua administratione (der Abtei St. Denys) gestis u. Vita Ludovici VI., beide im 4. Bd. von Duchesne's Historiae Francorum scriptores, ebenda finden sich auch 60 von ihm an Verschiedene geschriebene Briefe; seine Lebensbeschreibung von dem Mönch Wilhelm im 8. Bd. von Guizots Collection des mémoires, vgl. Combes, L'abbé Suger, Par. 1853.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 17. Altenburg 1863, S. 71-72.
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