Tauchnitz

[292] Tauchnitz, 1) Karl Christoph Traugott, geb. 29. Octbr. 1761 in Großpardau bei Grimma, wo sein Vater Schulmeister war; lernte 1777–82 bei Sommer in Leipzig als Buchdrucker, wanderte u. arbeitete dann eine Zeit lang bei dem Typographen Unger in Berlin; 1792 kehrte er heim, wurde bei seinem Lehrherrn Factor u. gründete 1796 eine eigene Druckerei u. vergrößerte diese, verband 1800 eine Schriftgießerei damit, nachdem er schon 1798 eine Verlagshandlung gegründet hatte, u. ließ 1808 den ersten Band der klgssischen Autoren erscheinen, mit welchem eine neue Ära der griechischen Lettern begann. 1816 gründete er in Deutschland die erste Stereotypengießerei nach Stanhopes Manier u. stereotypirte auch Noten. Er machte sich durch Einführung eines edlern Styls in der Schriftschneidekunst um die deutsche Typographie sehr verdient. T. st. 14. Jan. 1836 in Leipzig. 2) Karl Christian Philipp, Sohn des Vor., setzte das Geschäft im Sinne des Vaters fort u. vergrößerte dasselbe. 3) Christian Bernhard, Freiherr von T., Neffe von T. 1), geb. 25. August 1816, gründete 1837 in Leipzig ebenfalls eine Verlagshandlung, vereinigte eine Druckerei u. Stereotypenanstalt damit u. erwarb sich namentlich mit seiner durch große Correctheit ausgezeichneten, unter Correcturleitung von Flügel herausgegebenen Collection of British Authors (gewöhnlich Tauchnitz Edition genannt) einen Namen;[292] dieselbe begann 1841 u. umfaßte 1863 bereits über 700 Bände u. in diesen die hervorragendsten Werke neuerer u. älterer belletristischer u. historischer Schriftsteller Englands u. Nordamerikas. Im Decbr. 1860 wurde T. wegen seiner Bestrebungen für Verbreitung der Englischen Literatur in Deutschland vom Herzog Ernst von Sachsen-Coburg-Gotha in den erblichen Freiherrnstand erhoben u. diese Standeserhebung 1861 vom König von Sachsen anerkannt.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 17. Altenburg 1863, S. 292-293.
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