Tertiarier

[394] Tertiarier (Brüdern Schwestern vom dritten Orden, Brüder der Buße), bilden eine vom St. Franciscus von Assisi gegründete Mittelstufe zwischen Kloster- u. Weltleben. Mitglied kann jeder Katholik männlichen od. weiblichen Geschlechts sein, welcher sich durch ein einfaches Gelübde verpflichtet die Regel zu beobachten u. ein Jahr Probezeit bestanden hat. Zu diesen Regeln gehört z.B. einfache Kleidung zu tragen, Schauspiele u. Tänze zu meiden, häufig zu fasten, an bestimmten Stunden des Tages Gebete zu verrichten u. nie den Orden zu verlassen. Jedoch verpflichtet die Regel nicht unter einer schweren Sünde. Allmälig entwickelte sich der dritte regulirte Orden, dessen Mitglieder die feierlichen Gelübde ablegen u. ein gemeinsames Leben führen, u. der sich schnell über das nördliche Italien, Sicilien, Dalmatien, Istrien, Spanien, Portugal, Frankreich, Deutschland, Böhmen, Ungarn, Irland, England, Dänemark u. Schweden verbreitete; das Haupthaus ist in Rom unter dem Titel Cosmas u. Damian. Zum Zwecke der Krankenpflege in den Hospitälern bildete sich die Congregation der Hospitaliter vom dritten Orden. Dem Beispiele der Franciscaner folgten auch andere Orden u. gründeten Tertiariercongregationen, so die Dominicaner, Augustiner, Trinitarier, Minimen, Serviten u. Trappisten. Die regulirten Tertiarierinnen vom St. Franciscus wurden im 14. Jahrh. von Angelina di Corbaro gestiftet, verbreiteten sich bald in Italien, in Deutschland, wo sie Elisabetherinnen, u. in Frankreich, wo sie Soeurs od. Filles de la miséricorde genannt wurden. Ihr Zweck ist Kranken- u. Armenpflege. Dieselbe Thätigkeit entwickeln in den Hospitälern die Hospitalitinnen vom dritten Orden od. grauen Schwestern (Soeurs grises).

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 17. Altenburg 1863, S. 394.
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