Theiner

[468] Theiner, 1) Joh. Anton, geb. 15. Dec. 1799 in Breslau; studirte seit 1818 als Katholik daselbst Theologie, wurde 1823 Caplan in Zobten am Bober u. 1824 Professor der Exegese u. des Kirchenrechts in Breslau. Hier war er die Veranlassung zu der am 20. Nov. 1826 von elf Geistlichen eingereichten Vorstellung, worin Abschaffung der Lateinischen Sprache beim Gottesdienst, Umarbeitung des Missals u. Rituals, Einführung eines allgemeinen Diöcesangesangbuches etc. verlangt wurde. Dagegen trat der Fürstbischof Schimonski in Breslau auf, u. weil er T. unter dem Vorwande, daß er nicht Doctor des Kanonischen Rechts sei, die Vorlesungen über das Kanonische Recht zu halten untersagte u. auch, als die juristische Facultät ihm diese Würde verliehen hatte, diese Verleihung wegen eines angeblichen Formfehlers nicht anerkannte, so gab T. seine Professur auf u. wurde 1830 Pfarrer zu Polsnitz in Schlesien, 1836 in Grüssau u. 1837 in Hundsfeld, legte diese Stelle aber 1845 u. trat zu den Deutschkatholiken über. Deshalb im November d. J. excommunicirt wurde er deutschkatholischer Pfarrer in Breslau; er gab aber dies Amt 1848 wieder auf, zog sich auch von den Deutschkatholiken zurück, wurde 1855 Custos an der Universitätsbibliothek in Breslau u. st. daselbst 15. Mai 1860. Er schr.: Descriptio codicis, qui versionem Pentateuchi arabicam continet, Berl. 1822; Variae doctorum cathol. opiniones de jure statuendi impedimenta matrimonium dirimentia, Bresl. 1825; Die katholische Kirche Schlesiens, Altenb. 1826, 2. Aufl. 1827 (der 2. Bd., ebd. 1830, ist nicht von ihm); in Deresers Bibelwerk, die Bearbeitung der zwölf kleinen Propheten, Lpz. 1828, u. des 5. Buchs Mosis, letzte Abtheilung, ebd. 1831; De pseudoisidoriana canonum collectione, Bresl. 1837; Die reformatorischen Bestrebungen der Katholischen Kirche, Altenb. 1845 f., 3 Hefte; eine Agende für den deutsch-katholischen Gottesdienst 1845; Das Seligkeitsdogma in der Römisch-katholischen Kirche, Bresl. 1847; Enthüllungen über Lehren u. Leben der katholischen Geistlichkeit, Sondersh. 1862. 2) Augustin, Bruder des Vorigen, geb. 11. April 1804 in Breslau; studirte Theologie u. Kirchenrecht u. theilte die Richtung seines Bruders; unternahm 1829 eine wissenschaftliche Reise nach England u. Frankreich, lebte 1833 eine Zeit lang in Rom, wo er wieder in kirchlichem Sinne befestigt wurde, u. kehrte dann nach Breslau zurück; er siedelte nachher nach Rom über u. wurde Ende 1855 Präfect des Vaticanischen Archivs. Er schr.: Die Einführung der erzwungenen Ehelosigkeit bei den christlichen Geistlichen, Altenb. 1828, 2 Bde., n. A. 1845; De roman. Pontificum epistolarum decretalium collectionibus ant., Lpz. 1829; St. Aignan ou le siège d'Orleans par Attila, Par. 1832; Über Ivos vermeintes Decret, Mainz 1832; Recherches sur plusieurs collections inédites de décrétales du moyen âge, Par. 1832; Geschichte der geistlichen Bildungsanstalten, Mainz 1835; Sammlung einiger wichtigen Actenstücke zur Geschichte der Emancipation der Katholiken in England, ebd. 1835; Disquisitiones crit. in praecipuas canonum et decretalium collectiones, Rom 1836; Schweden u. seine Stellung zum heiligen Stuhl, Augsb. 1837; Hist. de ma conversion, Par. 1838 (aus dem Deutschen übersetzt); Die neuesten Zustände der Katholischen Kirche in Polen u. Rußland seit Katharina II., Augsb. 1841; Geschichte der Rückkehr der regierenden Häuser von Braunschweig u. Sachsen in den Schoß der Katholischen Kirche, Eins. 1843; Die Staatskirche Rußlands im Jahr 1839, Schaffh. 1844; Der Cardinal Frankenberg u. sein Kampf für die Kirche, Freiburg 1850; Zustände der Katholischen Kirche in Schlesien von 1740–58, Regensb. 1852, 2 Bde.; Geschichte des Pontificats Clemens' XIV., Paris 1853, 2 Bde.; Due concilii generali di Lione del 1245 e di Costanza del 1414 intorno al dominio temporale della S. Sede, Rom 1861, u. gab heraus: Clementis epistolae et brevia [468] selectiora, Par. 1852; Monumenta vetera historica Hungariam sacram illustrantia, Rom (u. Lpz.) 1859 f., 2 Bde.; Monumenta vetera Poloniae et Lithuaniae historiam illustrantia, Rom (u. Lpz.) 1860 f., 2 Bde.; Codex diplomaticus dominii temporalis Sanctae Sedis, Rom (u. Lpz.) 1861 f., 3 Bde.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 17. Altenburg 1863, S. 468-469.
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