Tindal

[605] Tindal, 1) Wilhelm, englischer Theolog, welcher sich zur Protestantischen Kirche hielt. Unter der Regierung Heinrichs VIII. gab er die 1526 in Wittenberg vollendete u. mit Glossen versehene Übersetzung des N. T. heraus, welche von Garret u. John Frith vielfach verbreitet, aber 1530 verbrannt wurde. Er wurde verfolgt, entkam zwar, ward aber 1536 (1535) zu Vilvorden in Brabant verbrannt. 2) Matthew, geb. 1657 zu Bear Ferrers in Devonshire, studirte die Rechte in Oxford, wurde unter Jakob II. Katholik, unter Wilhelm III. Protestant u. st. 1733 als Senior am All souls college in Oxford. Er ist der Hauptrepräsentant des Deismus (s.d.) in England. Nach ihm ist Religion überhaupt das Handeln gemäß der Vernunft, sofern dieselbe als Gottes Wille betrachtet wird, die natürliche Religion absolut vollkommen u. das Christenthum nur insofern Religion, als es mit der natürlichen Religion eins ist. Das Christenthum ist das auch wirklich, u. soweit etwas Neues in ihm ist, ist dasselbe nur Wiederherstellung der ursprünglich natürlichen, mit der Zeit durch Aberglauben entarteten Religion. Er schr.: The rights of the Christian Church asserted etc.; Defence of the rights of the Chr. Church; Christianity as old as the creation or The gospel a republication of the religion of nature, Lond. 1730 (deutsch nebst Forsters Widerlegung von J. L. Schmidt, Frankf. 1741), wovon der 2. Theil nie gedruckt ward, wenigstens ist der 1750 erschienene untergeschoben; vgl. Small, Mémoires of the life and writings of M. T., Lond. 1733; Ch. Korthold, Diss. de M. T., Lpz. 1734. 3) Rolph Dundas, Baron v. T., geb. 1773 in Deventer, nahm früh holländische Kriegsdienste u. zeichnete sich bes. 1799 in dem Feldzuge gegen die Engländer in Nordholland aus, so daß er zum Hauptmann der Garde ernannt wurde; später, vom König Ludwig begünstigt, wurde er Oberst, 1812, nach Verschmelzung der holländischen Garde mit der Kaisergarde, Commandeur einer Brigade als General u. nach der Schlacht bei Dresden Divisionsgeneral u. Reichsbaron. Seiner Wunden wegen konnte er an den ferneren Kriegsereignissen nicht Antheil nehmen u. kehrte 1814 nach Holland zurück, wo er Generallieutenant u. Inspecteur der Infanterie u. bald darauf Kriegsminister wurde, als welcher er sich große Verdienste um die Organisation der Armee erwarb. 1815 befehligte er die Reservearmee. Nach dem Frieden erhielt er das Commando der 6. Armeedivision in Namur, wurde 1827 wieder Inspecteur der Infanterie, 1828 General der Infanterie u. st. 1834.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 17. Altenburg 1863, S. 605.
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