Tocqueville

[637] Tocqueville (spr. Tokwil), Charles Alexis Henri Maurice Cérel de T., durch seine Mutter ein Urenkel von Malesherbes, geb. 29. Juli 1805 zu Verneuil im Departement Seine-Oise, studirte die Rechte, widmete sich Anfangs der Magistratur, wurde 1826 Instructionsrichter in Versailles, 1830 Hülfsrichter daselbst, ging 1831 im Auftrage der Regierung mit Gustave de Beaumont nach Nordamerika, um dort das Gefängnißwesen zu studiren, u. wurde 1839 von Valognes im Departement Manche in die Deputirtenkammer gewählt, wo er Mitglied der Opposition wurde. 1848 in die Constituirende Nationalversammlung gewählt, gehörte er zum linken Centrum u. kam zur Commission des öffentlichen Unterrichtes, in welcher er schon 1844 gewirkt hatte. Er sprach gegen das Recht auf Arbeit, für das Zweikammersystem, den Rateau-Lanjuinaisschen Antrag u. die Aufhebung der Clubs. Bei Eröffnung der Gesetzgebenden Versammlung 1849 wurde er zu einem der Vicepräsidenten gewählt; vom 1. Juni bis 31. Oct. 1849 war er Minister des Auswärtigen. Im Juli 1851 war er Berichterstatter über die Revisionsfrage u. stimmte mit der Minorität für die Revision der Verfassung, ebenso im November für den Quästorenantrag u. fand sich am 2. Dec. mit in Odillon Barrots Wohnung ein, um hier gegen den Staatsstreich zu protestiren u. wurde eingekerkert, aber bald wieder freigelassen. Seitdem lebte er von öffentlichen Geschäften zurückgezogen in Paris u. st. 16. April 1859 in Cannes. Er schr.: Du système pénitentiaire aux Etats-Unis et de son application en France, Par. 1832, 3. A. 1845; De la démocratie en Amérique, ebd. 1835, 13. A. 1850; Histoire philosophique du règne du Louis XV.; ebd. 1846, 2. A. (unter dem Titel Histoire critique du Louis XV.), ebd. 1847; Sur le droit au travail, ebd. 1848; L'ancien régime et la révolution, ebd. 1856.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 17. Altenburg 1863, S. 637.
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