Tschudi

[905] Tschudi, ein altes Adelsgeschlecht im Schweizercanton Glarus, aus welchem bes. berühmt sind: 1) Johann T., der Urahn des Geschlechtes, wurde 906 von Ludwig III. in den Adelsstand erhoben u. begleitete, wie fast 300 Jahre lang Glieder seiner Familie, das Meieramt des Cantons Glarus. 2) Rudolf IV. T., fiel 1242 als Kreuzfahrer in Palästina. 3) Jodocus T., war in mehren Kämpfen des Cantons Glarus gegen Österreich der Anführer der Glarner u. erfocht als solcher 1446 den Sieg bei Ragaz. 4) Johannes T., Sohn des Vor., war Anführer der Glarner in den Burgunderkriegen. 5) Ludwig, Sohn des Vor., befehligte dieselben in den Schwabenkriegen. 6) Ägidius, Sohn des Vor, geb. 1505 in Glarus, studirte in Basel, 1517–20 in Paris u. dann in Wien Mathematik, Geschichte u. Alterthumskunde; wurde 1528 glarnischer Gesandter in Reformationsangelegenheiten bei der Tagsatzung, 1530 Landvoigt von Sargans, 1533 Land voigt in Baden u. 1534 Hauptmann in französischen Diensten, in denen er bis 1542 verblieb, worauf er sein Amt in Baden wieder übernahm; er wurde 1556 Statthalter u. 1558 Landamman in Glarus. Als eifriger Katholik mußte er 1562 Glarus verlassen, kehrte aber 1564 dahin zurück u. st. 28. Febr. 1572. Er sammelte viele Handschriften, Bücher, Münzen für sein Museum auf seinem Schlosse Greplang im Sarganser Lande u. schr. viele theologische, geschichtliche, genealogische, heraldische u. kirchenhistorische Werke, namentlich Chronicon helveticum. herausgeg. von Iselin, Bas. 1734, 2 Bde.; vgl. Fuchs, Äg. T-s Leben u. Schriften, St. Gallen 1805, 2 Bde.; Vogel, Äg. T. als Staatsmann u. Geschichtsschreiber, Zürich 1856. 7) Ludwig T., Bruder des Vor., focht 1513 bei Novara für Maximilian Sforza, Herzog von Mailand, ging später in französische Dienste u. wurde Gardehauptmann u. Kammerherr bei Franz I. 8) Johann Jakob, erwarb sich als Geschichtsforscher einen Namen u. st. 1784. 9) Leonardis von T., Marquis von Pasquale, war Vicekönig von Sicilien u. General en Chef der neapolitanischen Armee u. st. 1832. 10) Gaetano Louis T., wurde 1846 in den neapolitanischen, u. 11) Pascal Michael, 1851 in den spanischen Grafenstand erhoben. 12) Joh. Jak. von T, Abkömmling von T. 6), geb. 25. Juli 1818 in Glarus, studirte die Naturwissenschaften in Zürich, Neufchatel, Leyden u. Paris u. machte 1838 eine Reise nach Peru, wo er sich fünf Jahre lang mit naturwissenschaftlichen Untersuchungen beschäftigte. 1843 kehrte er nach Europa zurück u. bezog seinen Landsitz Jacobihof bei Wienerisch. Neustadt in Niederösterreich. Er schr.: System der Batrachier, Leyd. 1838; Untersuchungen über die Fauna Peruana, St Gallen 1844–47; Peru, Reiseskizzen aus den Jahren[905] 1838–42, ebd. 1846, 2 Bde.; Die Kechuasprache, Wien 1853 ff., 3 Bde.; Reise durch die Andes von Südamerika, Gotha 1860; Die brasilianische Provinz Minas Geraes, ebd. 1863. Gemeinschaftlich mit Don M. E. de Rivera gab er heraus: Antiguedades Peruanas, Wien 1851. 13) Friedrich von T., geb. 1820; er schr.: Naturansichten u. Thierzeichnungen aus dem schweizerischen Gebirge, Lpz. 1853; Das Thierleben der Alpenwelt, ebd. 1854, 6. A. 1861.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 17. Altenburg 1863, S. 905-906.
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