Tulpen [1]

[926] Tulpen 1) alle Blumen aus dem Geschlecht Tulipa, bes. 2) die gemeinen T. (Tulipa Gesneriana, weil Konrad Gesner sie nach einem, in Her warts Gärten in Augsburg gefundenen, aus Same gezogenen Exemplar 1560 zuerst abbildete). Sie i in Kleinasien, Südrußland, bes. in der Krim heimisch dort immer dunkelroth, selten, rosenroth u. purpur braun eingestrichelt, jedoch jetzt auch wohl in Europa verwildert. Ihre Wurzel ist ein zwiebelartiger Knollen, aus dessen Spitze nur ein Stängel von 1–1. Fuß Höhe sproßt, während der vorjährige zur Seit liegt; die Blätter sind breit u. von meergrüne Farbe, die aufrechtflehende, herrliche, jedoch geruchlose Blüthe von der den Liliaceen eigenthümliche Form u. von den buntesten, von einander variiren den Farben. Nach den Zeichnungen, Strichelche u. Farben erhalten die T. verschiedene Namen u. es gibt mehre Tausend Varietäten. Die Tulpen cultur geschieht, indem man die Zwiebeln im September od. October auf ein erhöhtes Beet 4–6 Ztief u. je 6–8 Z. von der andern entfernt reihenweise einlegt, den Winter über im Lande läßt u. die Beete bei trocknen Frösten 3–4 Z. hoch mit Laub bedeckt. Wenn der Stängel abgestorben ist, nimmt man die Zwiebeln heraus, säubert sie u. bewahrt sie auf einem Boden od. sonstigen lustige Orte bis zum Herbste auf. Lockere, gute Gartenerd wirkt zur Erhaltung der leicht ausartenden Farben, fette Erde dagegen, so wie langes Liegen in der Erd bewirken das Ausarten, obgleich noch andere unbekannte Ursachen hierzu beitragen. Die T. sind dauerhafter als andere Zwiebelgewächse, doch schadet ihnen außer der Erde der Frost, in der Erde ein sehe nasses, mit Frösten untermischtes Frühjahr. Man verlängert die Blüthe, wenn man sie gegen die Mittagssonnenstrahlen u. anhaltend heftigen Regen schützt. Man pflegt die abgeblühten Stängel noch vor dem Absterben abzubrechen, um der Zwiebel die Kraft zu erhalten. Die Vermehrung der T. geschieht durch Wurzelkraut od. Nebenzwiebeln, Setzlinge,[926] während man die tiefer wachsenden Zwiebeln Senker nennt. Auch aus Samen kann man T. ziehen, doch blühen sie erst nach 6 Jahren. Zum Treiben eignen sich bes. die Frühtulpen. Man pflanzt Ende August u. Anfang September je 3–4 Zwiebeln in einen Topf, bedeckt die Erde mit feuchtem Moos u. steigert die Wärme allmälig bis auf 15° R. Die ersten Tulpenzwiebeln brachte Busbeck um 1554 aus Adrianopel nach dem nördlichen Europa. Der Tulpenhandel wurde bes. 1634–1637 in Holland stark betrieben, u. von Leuten, bei welchen die Liebhaberei für die T. sich bis zur Leidenschaft (Tulpomanie) gesteigert hatte, für eine Tulpenzwiebel dort, z.B. für Semper Augustus bis 5500 Gulden, für Admiral Liesken bis 4400, für den Vicekönig 3000, für Admiral v. d. Eyk bis 1260 Gulden bezahlt, u. schon damals wurde mit dem Tulpenzwiebelhandel ein im Börschwindel ausartendes Börsenspiel getrieben, s.u. Börse S. 107.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 17. Altenburg 1863, S. 926-927.
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