Vay

[382] Vay (spr. Woi), Nikolaus, Baron von V., Sohn des Generals Nikolaus V., geb. 29. April 1802 in Unterzsolcza im Borsoder Comitat, studirte in Pesth Jurisprudenz, ging 1823 nach Wien, um sich an der Universität u. im Polytechnikum weiter auszubilden, wurde 1825 Vicenotar des Zempliner Obergespans, 1827 Obernotar u. in demselben Jahre noch erster Vicegespan des Zempliner Comitats, 1840 Deputirter des Zempliner Adels zum Landtage, darauf Administrator des Borsoder Obergespans, königlicher Commissar der Comitate Borsod, Heves, Neograd etc., 1844 Septemvir u. ward noch in demselben Jahre von den Ständen Ungarns zum Kronhüter erwählt. 1845 wurde er zum Statthaltereirath nach Ofen versetzt, wo er in Abwesenheit des Palatins u. des Tavernicus als ordentlicher Präsident fungirte; bei Ausbruch der Revolution in Galizien 1846 sendete ihn der König als unbeschränkten Regierungscommissar an die oberen Gegenden Ungarns u. bei Ausbruch der Hungersnoth in den Karpaten 1847 in gleicher Eigenschaft dorthin; er begleitete dann den zum Palatin bestimmten Erzherzog Stephan auf seiner Reise durch Ungarn u. die Nebenländer, nahm auf dem Landtage von 1848 seinen Platz unter den Dignitarien ein u. wurde dann vom Erzherzog Stephan als königlicher Commissar nach Siebenbürgen gesandt; 1849 schloß er vorläufig seine politische Laufbahn, entsagte mit Beibehaltung seiner Kronhüterwürde allen seinen Ämtern u. zog sich 1850 ins Privatleben zurück, um ausschließlich den Wissenschaften u. der Landwirthschaft zu leben. Erst 1859 trat er wieder in die Öffentlichkeit hervor u. betheiligte sich an den superintendentiellen Sitzungen in Miskolcz mit Erfolg zu Gunsten der Protestanten; das kaiserliche Handschreiben vom 15. Mai 1860, wodurch die Freiheit der Religion zurückgegeben wurde, ist großentheils das Resultat seines Einflusses. Bei Wiedereinführung der altungarischen Verfassung durch Diplom vom 21. October 1860 wurde V. zum ungarischen Hofkanzler ernannt, welche Würde er bis 18. Juli 1861 bekleidete.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 18. Altenburg 1864, S. 382.
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