Zriny

[703] Zriny (Zrinyi, spr. Srihnji), berühmte kroatische Familie mit dem Prädicat Zerinvar, stammte von dem alten Geschlecht der Grafen von Brabir (Breber), erwarb früh großen Grundbesitz in Ungarn u. führte den Namen Z. von dem Schlosse Zrin in Ungarn. Merkwürdig sind: 1) Niklas I., geb. 1518, erwarb sich schon 1530 den Beifall Karls V. bei der Belagerung von Wien, später zeichnete er sich unter dem Erzherzog Ferdinand in den Ungarkriegen aus, überfiel 1539 den von Österreich abgefallenen Freiherrn Katzianer, welcher sich bei seinem Bruder Johann Z. aufhielt, u. schickte dessen Kopf nach Wien, wofür er zum Ban von Kroatien ernannt wurde, u. vertheidigte dieses Land lange gegen die Türken; 1556 legte er wegen gegen ihn angesponnener Intriguen diese Würde nieder u. wurde 1561 Commandant der Festung Szigeth; er machte von hier aus mehre Ausfälle gegen die Türken. 1566 wurde er mit 3000 Mann durch Sultan Soliman mit 200,000 Mann wieder in Szigeth eingeschlossen u. zog sich bald, die Stadt verbrennend, auf das Schloß zurück, auf welches vom 26. Aug. bis zum 1. Sept. täglich sieben Stürme von den Türken geschahen. Weder diese Stürme, noch Solimans Drohung Z-s in türkischer Gefangenschaft befindlichen Sohn ermorden zu lassen, erschütterte den Helden, u. am 4. Sept. starb Soliman an der Lagerseuche. Der Großwesir verheimlichte den Tod des Sultans u. unternahm am 7. Sept. einen allgemeinen Sturm. Als das ganze Schloß in Flammen stand, fiel Z. mit der Besatzung aus, welche noch aus 600 Mann bestand, alle fanden mit Z. den Tod, u. die Türken besetzten das Schloß, welches aber gleich darauf, da Z. Lunten in die Pulverkammer hatte legen lassen, in die Luft flog u. viele Türken unter seinen Trümmern begrub. Die Belagerung hatte die Türken über 20,000 Mann gekostet; sie wurde von Theodor Körner (s.d.) als Z. dramatisch bearbeitet. 2) Peter, Graf von Z., Enkel des Vorigen, zeichnete sich durch Waffenthaten 1663–64 aus, trat 1665 zur Verschwörung Wesselenyi's, übernahm nach dessen Tode 1667 den Vorsitz der Verschworenen, vermählte seine Tochter Helene mit Franz Rakoczy I., unterhandelte mit den Türken, um selbst König von Ungarn zu werden u. Rakoczy zum Fürsten Siebenbürgens zu machen, fiel später in die Hände der Österreicher u. wurde mit seinem Anhange am 30. April 1671 in Wiener Neustadt enthauptet. 3) Niklas II., Graf von Z., Urenkel von Z. 1), geb. 1616, nahm früh Kriegsdienste, focht gegen die Schweden bei Skaliz, gegen die Türken bei Kanizza u. war schon mit 13 Jahren Oberstallmeister des Königs Ferdinand; er wurde später Obergespan von Zala u. Sümeg u. 1647 Ban von Kroatien, wurde 1649 den Ständen in Warasdin vorgestellt, vermittelte den Frieden zu Legrad 1650, schlug die Türken 1651 u. bes. 1663 bei Ofen aufs Haupt; er zog sich 1664, gekränkt durch die Intriguen des Grafen Montecuculi, auf seinen Ahnensitz Chaktorega zurück u. starb 1664, durch einen Eber auf der Jagd verwundet. Z. war Pair von Frankreich, ungarischer u. deutscher Reichsgraf; er sprach u. schrieb sechs Sprachen, dichtete ungarisch die Zrinyiade in 15 Gesängen, abgedruckt in dem Sammelwerk: Die Syrene des Adriatischen Meeres (Wien 1651, auch Venedig 1660 mit kroatischem Text, als Adrianskago Mora Syrena) u. Idyllen, Lieder u. Epigramme. Graf S. von Forgacs u. Gabriel Kazinczy ergänzten seine Dichtungen durch aufgefundene Manuscripte u. der Letztere ließ Pesth 1817 Z-s sämmtlichen Werke erscheinen; später veranstaltete Toldy eine Prachtausgabe der sämmtlichen Werke Z-s (Pesth 1852). Baron Josika machte ihn zum Helden eines Romans: Z. der Dichter, Pesth 1846, 5 Bde. 4) Helene, Tochter von Z. 2), vermählt 1666 mit Franz Rakoczy, lebte seit 1676 nach ihres Gatten Tode mit ihren zwei Kindern zu Munkacs bei ihrer Schwiegermutter Sophie Bathory u. vermählte sich 1682 mit Emrich Tököli, fiel durch Verrath später in die Hände der Österreicher u. wurde längere Zeit gefangen gehalten; erst 1691 befreit, ging sie mit ihrem Gemahl 1699 nach Nikomedia in Kleinasien, wo sie 1703 starb. 5) Balthasar, Bruder der Vorigen, treuer Unterthan der Österreicher, wurde dennoch eingekerkert u. st. 1703 wahnsinnig in Grätz als der Letzte seines Stammes.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 19. Altenburg 1865, S. 703.
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