Furz

1. Alte Fürze1 stinken.Simrock, 2957.

1) Zur Verhüllung hat man die scherzhafte Bezeichnung »Darmstädter« dafür.


2. Besser ein Furz entrant, als ein Dorf abgebrant.Weinhold, 24.


3. Der Furz ist heraus, ehe die Hand zum Arsche kommt.

Holl.: Zoo lang is de hand aan den aars, tot er de veest uit is. (Harrebomée, II, 364.)


4. Doctor Furz hilft den Armen.


5. Eigene Fürze riechen wohl.Simrock, 2956; Eiselein, 199.

Lat.: Suus cuique crepitus bene olet. (Eiselein, 199.)


6. En Fuort es kain Duenerpâl. (Grafschaft Mark.) – Woeste, 68, 82.


7. Jeder riecht seine eigenen Fürze gern.

Lat.: Cuique suus crepitus pomo est fragantior omni. (Binder II, 628.) – Suus cuique crepitus olet. (Binder I, 1709; II, 628.)


8. Man kann nicht jeden Furz auf die Wage bringen.

Holl.: Men cans niet al in waghen weghen dat beghiaen vijsten. (Harrebomée, II, 429.)

Lat.: Non librat libra quod sibulat ipsa begutta. (Fallersleben, 481.)


9. 'N Furz in de wide Welt is beter as in 'n eng'n Bûk. (Altmark.) – Danneil, 59.


10. Wenn auch ein Furz geht quer, holt man nicht gleich den Doctor her.

[1293] Engl.: Go not for every grief to the physician, for every quarrel to the lawyer, nor for every thirst to the pot. (Bohn II, 362.)

Span.: Ni con cada mal a físico, ni con cada rifa al letrado, ni con cada sed al jarro. (Bohn II, 196.)


11. Wer die Fürtz verkrümmen will, den krümmen sie wieder viel.Lehmann, II, 872, 165.

Holl.: Zeven veesten maken één apostema. (Harrebomée, II, 365.)


12. Wer eigene Fürze hat, braucht keine fremden zu riechen.


13. Wer einen grössern Fortz mit seinem Hindern lassen will, als er kan, der reitzet das Blut herfür.Henisch, 1009, 23.

Lat.: Qui podice crepitum crassiorem efficere vult, sanguinem elicit. (Henisch, 1009.)


*14. Da kann man keinen ruhigen Furz lassen. (Rottenburg.)

Man ist da zu beschäftigt oder zu genirt.


*15. Dî äs wä der Furz in der Latär (Laterne). (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 37, 99.

Er ist unstet, Hans überall.


*16. Dî moacht gärn de Furz zem Danner. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 37, 98.

Von einem Aufschneider.


*17. Du lassest einen furtz bey einem Tauben. Henisch, 1315, 42.


*18. Du wilt auss einem furtz ein Donnerschlag (Büchssenschuss) machen.Henisch, 1315, 44; Eyering, II, 458; für Köln: Weyden, III, 11; Firmenich, I, 475, 203.

Engl.: He makes a very fart a thunderclap. (Bohn II, 159.)


*19. Ein furtz dem donnerschlag vergleichen. Henisch, 728, 46.


*20. Er hält seine Fürze für Weihrauch.

Engl.: He farts frank-incense. – He thinks his fart as sweet as musk. (Bohn II, 159.)

*21. Er ist auf einen Furz gepfropft.

Es ist vorbei mit ihm.


*22. Er macht auss einem furtz einen Donner- (Kanonen-)schlag.Franck, II, 103b; Henisch, 1009; Tappius, 161a; Simrock, 2958; Eiselein, 199.

Nordfries.: Hi maghat fan an Fört an Thonnersliak.

Lat.: Tibiam tubae compares. (Philippi, II, 219.)


*23. Er riecht einen Furz, eh' er heraus ist.

Holl.: Eenen veest ruiken, eer ze gescheete is. (Harrebomée, II, 365.)


*24. Er will einem Furz einen Knopf machen. Fischart, Gesch.


*25. Er will einen Furz in zwölf Theile spalten.


*26. Er will Fürze von einem todten Esel sammeln.

Holl.: Hij wil veesten van een dooden ezel hebben. (Harrebomée, II, 365.)


*27. Es ist keinen Furz werth.

Dän.: Som er kun som er fiser. (Prov. dan., 126.)


*28. Geröst Fürtz in der Schaffschellen.Fischart, Gesch. in Kloster, VIII, 171.

Antwort auf die Frage, was es zu essen gibt.


*29. He will 'n Fort in drên klöw'n. (Altmark.) – Danneil, 56.

Von einem Erzknicker.


*30. Jeder Furz kommt ihm die Quere.Frischbier, 207.


*31. Man kon nich sicher an Furtz fürem (vor ihm) lon.Robinson, 364.


*32. Man soll ihn mit Fürzen begraben.Murner, Vom luth. Narren (Kloster, X, 148).

»Mit fürtzen müst man mich begraben, wan ich von deinem treuwen stürb.« (Kloster, X, 148.)

Holl.: Hij is met een' veest voort te jagen. (Harrebomée, II, 365.)


*33. Man würde eher einen Furz aus einem todten Esel herausbringen, als ein Wort aus ihm.Fischart.


*34. Ut 'n Fort 'n Dunerslag maok'n. (Altmark.) – Danneil, 56.


*35. Wenn ihm ein Furz in die Quere kommt, so ist er krank.Frischbier, 208.


36. Än Foart loaten (gehen lassen) is nix, mån den Gerück (Geruch) däran brengen. (Westf.)


37. Der Furz ist ein verunglückter Versuch, den Arsch sprechen zu lehren.


38. Der Furz ist seiner Religion nach ein Quäker, seinem Geschäft nach ein Landstreicher, als Landsmann ein Darmstädter.


*39. Dem hat sich wieder ein Furz gesetzt. (Westf.)

Es ist ihm ein kleines Uebel zugestossen, oder: er bildet sich wieder ein, krank zu sein.


*40. Der Furz in tausend Aengten sein.


*41. Der kann aus einem Furz ein Karmonadla backen. (Niederbaiern.)


*42. Er hat einen Furz im Kopf.


*43. He rückt 'n Furz im Düstern. (Pommern.)

Ist äusserst schlau. Meist ironisch.


*44. Ich will ihm die Fürze locker machen. (Breslau.)

Für: den Hintern aushauen, ihn durchprügeln.


*45. I's muss 'n e Furz ei die Quare gange sein. (Böhmen.)


*46. 'S is 'n a Furz d'r nâbe gange. (Troppau.) – Peter, I, 447.

Wegen einer unbedeutenden Sache in Zorn gerathen.


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 1. Leipzig 1867.
Lizenz:
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika

Buchempfehlung

Grabbe, Christian Dietrich

Scherz, Satire, Ironie und tiefere Bedeutung. Ein Lustspiel in drei Aufzügen

Scherz, Satire, Ironie und tiefere Bedeutung. Ein Lustspiel in drei Aufzügen

Der Teufel kommt auf die Erde weil die Hölle geputzt wird, er kauft junge Frauen, stiftet junge Männer zum Mord an und fällt auf eine mit Kondomen als Köder gefüllte Falle rein. Grabbes von ihm selbst als Gegenstück zu seinem nihilistischen Herzog von Gothland empfundenes Lustspiel widersetzt sich jeder konventionellen Schemeneinteilung. Es ist rüpelhafte Groteske, drastische Satire und komischer Scherz gleichermaßen.

58 Seiten, 4.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Biedermeier II. Sieben Erzählungen

Geschichten aus dem Biedermeier II. Sieben Erzählungen

Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Michael Holzinger hat für den zweiten Band sieben weitere Meistererzählungen ausgewählt.

432 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon