Knoten

1. Auch ein kleiner Knoten gibt schmerzhafte Hiebe. (Wend. Lausitz.)


2. Die Knoten am Stock schaden der Traube nicht.

Frz.: De bois noué court grandes vendanges. (Leroux, I, 59.)


3. Die Knoten sind geschürzt.

Die Angelegenheit hat das Stadium der Verwickelung erreicht.


4. Ein Knoten am Faden erspart dem Schneider viel vergebliche Stiche. (S. Knopf 3 und Knütt.)

Aehnlich russisch Altmann VI, 433.


5. Geht der Knoten auf, hat (nimmt) der Faden freien Lauf.

Engl.: Where the knot is loose, the string slippeth. (Bohn II, 108.)


6. In den tiefsten Knoten hat das Zuckerrohr den besten Saft.

»Das Leben gleicht dem Zuckerrohr. Zu Streu getreten wird das Wipfellaub vom Schaft.« (W. Müller, 7.)

7. Kein Knoten so fest, der Sensenmann (Tod) zerhaut ihn.


[1440] 8. Ta, ta slâ mal 'n Knutten in, säd' de Brût, un furzte dem Deuwel vör de Näse. (Lüneburg.) – Hoefer, 82.


9. Wer keinen Knoten an den Faden macht, verliert den Stich.Reinsberg III, 11.


10. Wie der Knoten geschürzt ist, muss man ihn lösen.


*11. Da ist (steckt) der Knoten (das Hinderniss).

Frz.: C'est là, le hic. (Kritzinger, 376a.)


*12. Den gordischen Knoten lösen.

Gordius schürzte einen äusserst verwickelten Knoten und bemerkte, dass der, welcher ihn lösen werde, Herr von Asien werden würde. Bekanntlich zerhieb ihn Alexander der Grosse mit dem Schwerte, indem er sagte, dass es nicht darauf ankäme, wie der Knoten aufgelöst werde. Der Erfolg hat dies gezeigt.

Frz.: Le neu de Gordius Midas. (Bovill, II, 18.) – Noeud Gordien. (Kritzinger, 480.)

Holl.: Hij hakt den Gordiaanschen knoop door. (Harrebomée, I, 421a.)

Lat.: Nodus Gordii Midae. (Bovill, II, 18.)


*13. Der erste Knoten ist bei ihm gebrochen.

Von jemand, der zu wachsen beginnt.


*14. Der Knoten ist noch nicht gerissen.Klix, 31.


*15. Diar kâm a Knaat tu hun. (Amrum.) – Haupt, VIII, 362, 178.

Da kam der Knoten zur Hand.


*16. Du suchest eyn knoden an der bintzen. Tappius, 84b; Eyering, II, 454; Henisch, 389, 13.

Da Schwierigkeiten finden, wo keine sind. Von Aengstlichen, allzu Besorgten, Furchtsamen, die da Scrupel finden, wo nichts zu zweifeln ist. – Die Binsen haben keine Knoten.

Frz.: Tu cherces anglet en lines droictes. (Bovill, I, 157.)

Holl.: Hij zoekt knoopen in eene bies. (Harrebomée, I, 421.) – In gladde biezen zoekt hij knobbels. (Harrebomée, I, 420b.)

Lat.: In parallelis augulum quaeris. (Bovill, I, 157.) – Nodum in scirpo quaeris. (Terenz.) (Binder I, 1145; II, 2118; Tappius, 84a; Philippi, II, 30.)


*17. Einem einen Knoten dafür stricken.Fischer, Psalter, 408, 4.

*18. Einen geschürzten Knoten lösen.


*19. Einen Knoten ins Schnupftuch binden. Körte, 3455b; Braun, I, 1908.

Als Denkzeichen, etwas nicht zu vergessen.

Frz.: Il faut mettre une épingle sur manche pour se souvenir de quelque chose. (Kritzinger, 66a.)


*20. Er löst die Knoten wie Alexander.


*21. Es ist ein harter (böser, schlimmer, verwünschter) Knoten.Lehmann, 915, 7.

Eine schwierige Sache.

Lat.: Vulcanium vinculum. (Philippi, II, 26.)


*22. Es ist ein herculischer Knoten.

Damit ward eine sehr enge und unauflösliche Freundschaft bezeichnet. Auf dem Heroldstab des Mercur sind zwei Schlangen, eine männliche und eine weibliche, die in der Mitte des Körpers ineinandergeflochten den herculischen Knoten bilden.

Lat.: Herculanus nodus. (Seybold, 212.)


*23. Es ist ein Knoten im Kabel (im Ankertau).

Die Sache ist verwickelt, es ist ein Hinderniss in den Weg gekommen.

Holl.: Daar is eene kink in den Kabel. (Harrebomée, I, 408a.)

*24. Man hat ihm zwei Knoten gemacht.

Doppelte Schwierigkeiten in den Weg gelegt.


*25. Sla dick 'nen Knutten in de Näse. (Hamburg.)

Wie man sich, um etwas nicht zu vergessen, einen Knoten ins Taschentuch macht.


*26. Wie tritt hoch der grobe Knotte, Sanct Burghardt ist sein Zwölftbott.Theatrum Diabolorum, 404a.


[Zusätze und Ergänzungen]

27. Wer den Knoten nicht lösen kann, muss ihn zerhauen.

Lat.: Solvere diffidit nodum, qui diffidit ense. (Binder I, 1699; II, 3178.)


*28. Er hat einen Knoten im Schwanz.

Altfries.: Hi heed en knet ön stört. (Hansen, 12.)


*29. Er ist ein Knoten.

Studentenausdruck für Handwerksgesell. Eigentlich: Gnote = Genosse.


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 2. Leipzig 1870.
Lizenz:
Kategorien:

Buchempfehlung

Schnitzler, Arthur

Der grüne Kakadu. Groteske in einem Akt

Der grüne Kakadu. Groteske in einem Akt

In Paris ergötzt sich am 14. Juli 1789 ein adeliges Publikum an einer primitiven Schaupielinszenierung, die ihm suggeriert, »unter dem gefährlichsten Gesindel von Paris zu sitzen«. Als der reale Aufruhr der Revolution die Straßen von Paris erfasst, verschwimmen die Grenzen zwischen Spiel und Wirklichkeit. Für Schnitzler ungewöhnlich montiert der Autor im »grünen Kakadu« die Ebenen von Illusion und Wiklichkeit vor einer historischen Kulisse.

38 Seiten, 3.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Große Erzählungen der Spätromantik

Große Erzählungen der Spätromantik

Im nach dem Wiener Kongress neugeordneten Europa entsteht seit 1815 große Literatur der Sehnsucht und der Melancholie. Die Schattenseiten der menschlichen Seele, Leidenschaft und die Hinwendung zum Religiösen sind die Themen der Spätromantik. Michael Holzinger hat elf große Erzählungen dieser Zeit zu diesem Leseband zusammengefasst.

430 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon