Salamander

1. Es muss ein Salamander sein, der das Feuer löschen soll.


*2. Einen Salamander reiben.

Ueber Ableitung und Erklärung dieses auf den deutschen Hochschulen herrschenden Brauchs scheint sich eine bestimmte Ansicht noch nicht gebildet zu haben; noch gehen die Meinungen darüber sehr auseinander. Noch im April 1871 enthielt das Feuilleton des Dresdener Journals (Nr. 89) einen Artikel: Der Salamander in der Culturgeschichte aus der Feder des jetzigen Herausgebers des Moniteur des Dates, des eine so umfassende Literaturkenntniss besitzenden Dr. Hugo Schramm, in welchem der Salamander nach den verschiedensten Seiten seines culturgeschichtlichen Auftretens behandelt und dabei auch des Salamanderreibens gedacht wurde. Dr. Schramm ist nicht der Meinung, dass, wie Scheffel in der Note 122 zu seinem Ekkehard vermuthet, die Sitte des Salamanderreibens aus den Trankopfern des germanischen Heidenthums zu erklären sei; er will sie vielmehr aus dem frühern Glauben an die Unverbrennlichkeit des Salamanders und aus der Annahme herleiten, es sei aus der Asche des Salamanders ein Salz zu gewinnen, durch welches alle Giftstoffe aus dem Körper entfernt werden könnten. »Ich meine«, sagt derselbe a.a.O., »jene eigenthümliche Art und Weise der deutschen Studenten, auf das Wohl einer gefeierten Person zu trinken, solle andeuten, dass die Zuneigung zu ihr oder die Verehrung für sie sogar die Feuerprobe bestehen könne; theils glaube ich, soll das Reiben und Aufstossen mit den Gläsern die Pulverisirung eines Salamanders vorstellen, um scheinbar aus dessen Asche jenes heilkräftige Medicament für die Person zu gewinnen, der zu Ehren und Freuden getrunken wird. Oder aber man will durch das sogenannte ›Exercitium Salamandri‹, an dem alle bei dem Trinkgelage Versammelten theilnehmen, lediglich die Einhelligkeit und durch das Wort ›Salamander‹, welches die Trinker während des Reibens vor sich hinmurmeln, die Aufrichtigkeit der Gesinnung für den Gegenstand des Salamanderreibens ausdrücken. Denn nicht blos als Bild der Unverbrennlichkeit, wie er schon in den Hieroglyphen der alten Aegypter vorkommt, auch als Symbol der Treue, Beständigkeit, Tugend, Sittenreinheit und des Glücks finden wir den Salamander auf Wappen und Wappenschildern, auf Schaustücken und Medaillen, auf Reliefs und Holzschnitten abgebildet.«

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 3. Leipzig 1873, Sp. 1844.
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