Salat

1. Auf den Salat einen Trunk schad't dem Doctor genung.


2. Das ist ein rechter Salat für das Maul, sagte der Philosoph, der sonst nie gelacht, da er einen Esel Disteln fressen sah. (S. Maul 216.) – Körte, 5168; Hoefer, 844.


3. Dat 's Salat, seggte de Esel, do frêt he Disteln.Peik, 86.


4. Den Salat muss man mit Oel salzen.


5. Der Salat muss gegessen sein, wenn er munden soll.


6. Der Salat richtet sich nach dem Maul (s.d. 216).

Schwed.: Sallaten efter munnen. (Grubb, 706.)


7. Ein guter Salat macht eine böse Nacht.

Engl.: A good salad is the prologue to a bad supper. (Bohn II, 129.)


8. Einer isst den Salat gern mit Pfeffer, der andere mit Schnupftaback.

Scheint auf folgender Anekdote zu beruhen. Kant ging einst auf Veranlassung eines Bekannten, der nach Königsberg gekommen, mit diesem in einen Gasthof, wo sein Freund abgestiegen war, um mit letzterm an der Table d'hôte zu Mittag zu speisen. Vor Kant wurde eine Schüssel mit Salat gesetzt. Ein ihm gerade gegenübersitzender Gast, den er nicht kannte, ergriff das auf der Tafel stehende Näpfchen mit gestossenem Pfeffer und schüttete dasselbe über den Salat mit den Worten: »Diesen Salat esse ich gern tüchtig gepfeffert.« »Ich für mein Theil«, sagte Kant, indem er ruhig seine Schnupftabackdose aus der Tasche nahm und deren Inhalt über die Schüssel leerte, »esse ihn gern mit Schnupftaback.« (Duncker, Sonntagsblatt, Berlin 1871, Nr. 35, S. 280.)


[1844] 9. Es ist Salat wie Maul, sprach der Esel, als er Disteln frass.

Lat.: Non eadem omnia neque omnibus suaria esse scito. (Eiselein, 538.) – Similes habent labra lactucas. (Binder I, 1641; II, 3154; Hanzely, 208; Hauer, Liij2; Philippi, II, 186; Seybold, 562; Steinmeyer, 16.)


10. Guter Salat will viel Salz, wenig Essig und viel Oel.

Bei Vernehmungen, Zurechtweisungen, Strenge mit Milde. »Milde Strafe gleicht dem Salat, der mehr Oel als Essig hat.« (Witzfunken, Va, 54.)

Frz.: Salade bien lavée et salée, peu de vinaigre et bien huilée.

It.: Insalata ben salata, poc' aceto, ben ogliata. (Magazin, 1863, 570.)


11. Man muss den Salat mit Oel salben.Lehmann, 382, 6.


12. Salat mit baumöl lest sich essen.Lehmann, 795, 16.


13. Salat ohn Wein ist lauter Fenein.Petri, II, 516.

Holl.: Eet gij salade zonder wijn, gij zijt in nood om ziek te zijn. (Harrebomée, II, 235.)


14. Salat ohne Wein thut nicht fein. (S. Trunk.)

Frz.: Qui ne boit vin après salade est en risque d'être malade. (Bohn II, 30; Magazin, XXXII, 570.)


15. Scharfer Salat taugt keinem süssen Maul.

Holl.: Als ik salade eet, krijg ik mijne tong vol blâren. (Harrebomée, II, 235b.)


16. Trink' a Wasse af'n Saloat, aft bist'n Doctor um an Thoale schoad. (Innsbruck.) – Frommann, V, 33, 4.


17. Wie Salat einem Apetit zu essen macht, also macht die ruhe lust zur arbeit.Lehmann, 524, 8.


18. Zu eim Salat gehört ein gross maul vnd scharffer essig.Gruter, III, 118; Lehmann, II, 904, 11.

Dän.: Man æder gierne eddike i salat. (Prov. dan., 134.)


19. Zu einem guten Salat werden vier Personen erfordert: ein Geiziger, ein Verschwender, ein Weiser und ein Narr.Eiselein, 538.

Ein venetianisches Sprichwort sagt erläuternd: Der Salat will Salz von einem Klugen, Essig von einem Geizigen, Oel von einem Verschwender, er will von einem Tollen gemischt und von einem Verhungerten gegessen werden. (Magazin, 1863, 570.)

Dän.: En rund, en karg, og en viis skal lave en salat. (Prov. dan., 486.)

Frz.: La salade doit être bien salée, peu de vinaigrée et bien huilée. (Kritzinger, 632a.)

It.: Insalata ben salata, poco aceto, molto ogliata. (Cahier, 3091.)


*20. Das ist Salat ohne Essig.


*21. Dem wäre mit sixtinischem Salat geholfen.

Sixtus V. hatte als Franciscanermönch mit einem armen, aber braven Advocaten zusammen gelebt. Der letztere gerieth ins Elend, aber zufällig bediente er sich desselben Arztes, den Sixtus V. hatte, wodurch dieser Kenntniss von der Lage seines frühern Freundes erhielt. Sixtus sagte zu seinem Gaste, er werde jetzt den kranken Advocaten durch einen vortrefflichen Salat selbst heilen. Der Doctor liess sich von dem Kranken begierig den Salat zeigen und fand in dem Korbe unten eine Menge Zechinen. Diese gute Handlung wurde bei den Italienern zum Sprichwort; und wenn man dort von einem redet, der Geldes benöthigt ist, so pflegt man zu sagen: Dem wäre mit sixtinischem Salat geholfen. (Vgl. die vollständige Erzählung in der Schles. Zeitung, 1841, Nr. 126, S. 948.)


*22. Doar hebben wi den Sallat. (Mecklenburg.)

Da haben wir die Geschichte, die feine Bescherung, das Unglück: »Na, da hab' ich den Salat.« (C. Mücke, Schuster Müller, Berlin 1846, S. 129.) »Da hat er seinen Salat«; die ganz verkehrt ausgefallene Sache. (Frischbier2, 3196.)


*23. Es ist ein rechter salat für das maul. Franck, II, 10a; Sailer, 84.


*24. Er hat den Salat ohne Salz gegessen.Lehmann, 840, 2.

Wenn jemand wegen einer völlig gleichgültigen oder gar nicht einmal ausführbaren Handlung angefochten wird. Bei Lehmann findet sich a.a.O.: »Offt wird ein Mensch verdamt, getürmt vnd bestrafft, denn er hat Schnee gedörrt, vnnd vor saltz verkaufft, hat Butterweck im Rauch gedörrt, hat den Salat ohne Saltz gessen, hat den Hut nicht recht auff gesetzt, hat die Hosen ans Wammes genestelt.«


*25. Er hat sich am hänfenen Salat zu Tode gegessen.

Er ist gehängt worden. (S. Feldbischof, Henker 32, Hochzeit 65, Hochzeitstanz, Leiter 18, Sauerbrunn und Seilerstochter.)

Frz.: Il est mort au bout d'une corde. (Kritzinger, 173a.)


[1845]

26. Der Salat ist nicht gut getischt, wenn Mädchenhand ihn nicht gemischt.

It.: L' insalata non val nulla, se non è rivoltata da una fanciulla. (Giani, 857.)


27. Der Salat lacht, wenn schöne Hand ihn angemacht.

It.: Vuoi buona insalata, da bella mano sia rivoltata. (Giani, 856.)


28. Salat muss man mir bringen, wenn ich satt bin, jetzt hab' ich Appetit genug, sagte der Schwab, als der Wirth bemerkte, dass er Lust zum Essen mache.Wirth, I, 453.


29. Soll der Salat gut zum Essen sein, geuss wenig Essig und viel Oel hinein.

It.: L' insalata non è buona nè bella, se vi manca la pimpinella (salvastrella). (Giani, 855.)


*30. Da haben wir den Salat und keinen Essig dazu. (Köthen.)


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 3. Leipzig 1873.
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