Wohl (Adj.)

1. Allen wohl und keinem übel! wer dat nig will, den hole der Dübel.Simrock, 11745.


2. Auch dem ist wohl, der Silber hat.


3. Besser wohl, als voll.


4. Deam ist's nie wol, wie 'm Bock, bis er seine Tracht hat.Birlinger, 86.


5. Dem ist nicht wohl, der nicht wohl währet. Körte, 6409; Körte2, 8050.


6. Dem ist wol, der nichts weyss.Franck, Paradoxa, 114a.

Lat.: In nihili sapienti juvendissima vita. (Franck, Paradoxa, 114a.)


[330] 7. Es geht noch wol zu, wenn schon das ganze dorff abbrent, allein das Pfaffen- vnd Hurenhaus stehen bleibt.Zinkgref, IV, 247.


8. Es ist, einem ordentlich wohl, wenn man einmal frische Wäsche am Leibe hat, sagte der Kerl, als er sein Hemde umgekehrt hatte, das er ein paar Monate an hatte.

Holl.: Wat is het frisch, als men zich zoo verschoont, zei Franschman, en hij keerde zijn hemd om, dat hij zes weken had aangehod. ( Harrebomée, II, 445a.)


9. Es ist keinem wol, ohn der jhm wol meinet oder denckt.Petri, II, 266.


10. Es ist manchem so wohl, wan 'r ein Spilmann hört, wie einer Feldmaus.

Lat.: Astra suos agitant constanti födere motus. (Sutor, 292.)


11. Es ist mir nicht wohl und nicht weh, wie dem unschuldigen Kindlein.

Eine alte Handschrift bemerkt hierbei: »Schreibet sich von den Papisten her, welche den dritten Ort statuiren.«


12. Et es better enmôl woll, osse tweimôl üwwel. (Waldeck.) – Curtze, 333, 242.


13. Et es better tweumol wal, osse eunmol übel. (Lippe.) – Firmenich, I, 270; Schambach, II, 125; hochdeutsch bei Simrock, 11746.


14. Ganz wohl, mein Sohn, sagte die Bäuerin zum Schlosskaplan, der sie gefragt hatte: Wie geht's, Frau Eselsmutter.Witzfunken, Va, 31.


15. Gehet's wol zu, so ist's dancks- vnd lobenswerth.Lehmann, 168, 5.


16. Halt' dich wohl und fürcht' dich übel darbei.

Lat.: Discite justitiam moniti, non temnere divos. (Chaos, 984.)


17. Ich lebe wohl und gut, wie grosse Herren; ich ess' und trinke, was mir schmeckt, und bin jedermann schuldig.Chaos, 689.


18. Ist dir wohl, so bleib davon.Baumgarten, 285; Pistor., VIII, 25; Simrock, 11799.


19. Ist dir wol, so bleib; weistu was, so schweig; hastu was, so halt.Henisch, 414, 10; Petri, II, 408.


20. Manchem ist nicht wol, er sey denn voll. Petri, II, 443.


21. Mir wohl, dir übel.Frischbier, 4229.

Meine Freud', dein Leid.

Lit.: Man czebuttis taw dyguluttis. (Preuss. Provinzialbl., II, 152.)


22. Sehr wohl, sagte Johann, als der Herr zu ihm sagte: Du bist ein Schuft.


23. Selten wohl und allzeit weh, ist täglich Brot wol in der Eh' (s.d.).Henisch, 523, 23; Petri, II, 520; Lehmann, II, 567, 50; Carminum, I, 253; Latendorf II, 24; Schottel, 1123b; Mayer, I, 86; Venedey, 93; Simrock, 1785.

Lat.: Heu, heu, viris, ut est amor malum. (Sutor, 470.) – Mens, pingens, pariens, flens, ridens femina tempus transigit: omnis in hoc stat muliebris honos. (Sutor, 462.)


24. Wâr tau wol is, geit in 'n Dreck.Schambach, II, 573.

Wem es zu gut geht, der wird leicht übermüthig und unternimmt Dinge, die ihn ins Verderben bringen.


25. Wem wohl ist, der behalte seinen Platz. Lohrengel, I, 741.


26. Wem wohl ist, der bleibe.Lehmann, II, 837, 212.

Frz.: Mieux vaut tenir que courir. (Cahier, 1698.)


27. Wem wohl ist, der denk' ans Ungemach.


28. Wem wohl ist, der sucht sein Ungemach.

Ringet nach Unglück.


29. Wem wol (wohl sein soll) ist, der bleib daheim.Henisch, 634; Eyering, III, 439; Petri, II, 625.

Lat.: Domi manere oportet belle fortunatum. (Chaos, 768.)


30. Wem wol ist, der lass jhm wol seyn.Petri, II, 625.


31. Wem wol ist, der schweig.Franck, II, 181a; Lehmann, II, 837, 213; Petri, II, 625; Simrock, 11748.


32. Wem zu wohl ist (in seinem Leib), der neme ein weib.Eyering, III, 447; Egenolff, 144a; Petri, III, 13; Braun, I, 4945; Schottel, 145b; Gruter, I, 77; Simrock, 11274; Körte, 6554.

Engl.: In marriage the tong lieth a knot that all the teeth in the head cannot until afterwards. (Masson, 180.)

[331] Frz.: Prends femme, Jean, et dors tant que tu voudras, car elle saura bien te réveiller. (Masson, 179.) – Qui se marie se met la corde au cou. – Le jour où l'on se marie est le lendemain du bon temps.

It.: Chi non sà, che sia mal' anno doglie, se non è maritato, prenda moglie. (Gaal, 1673.)

Lat.: Qui non litigat, coelebs est. (Binder, I, 1478; II, 2792; Philippi, II, 134; Sutor, 51.)


33. Wem zu wol ist, der ringt nach Vnglück. Petri, II, 625.

It.: Chi ben siede, mal pensa. (Cahier, 3110.)


34. Wem zu wol sei, der neme ein weib.Franck, II, 132a.


35. Wer will, dass ihm wohl sei, der lebe daheim frei.Körte, 6793.


36. Wer wol ist, der bleibe.Tappius, 174a; Simrock, 11797.


37. Wie wol vnd wee wirt manchem, der in Eh'. Franck, II, 132a; Latendorf II, 24; Petri, II, 505; Simrock, 1783.


38. Wilt dir lassen wohl sein, so heirathe nit.

Lat.: Hunc fatuum fateor, quam calceus urget et uxor. (Chaos, 512.)


39. Wohl dem, dem's aus der Tasche quillt! (Köthen.)


40. Wohl dem, der mit anderer Schaden klug wird.Sutor, 187.

Lat.: Vos ego nunc moneo, felix, quicunque dolere alterius disces posse canere tuo. (Tibull.) (Philippi, II, 261.)


41. Wohl ist dem, der dem bautzischen Gefängniss entgangen, zu Görlitz nicht ist worden gehangen und zu Zittau nicht hat dörffen heyrathen.

Spruch auf die lausitzischen Städte, aus einer görlitzer Handschrift mitgetheilt durch von Soltau in Mone, Anzeiger, IV, 232. (S. Bautzen.)


42. Wohl und übel untereinander, wie es kommt.Mayer, I, 86; Schottel, 1137a; Petri, II, 815; Lehmann, II, 858, 466; Simrock, 11744.


43. Wol dem, dä unner Dach is, söä' de Voss, doa satt 'r hinnern Windhalm.Schlingmann, 1416.


44. Wol dem, der mit Gott vnnd Ehren ohn Herrendienst sich kan ernehren.Lehmann, 128, 83; Eiselein, 301; Chaos, 668; Hertz, 14.


45. Wuhl dam, dam's schmeckt und hoht nischt. (Harz.)


*46. Dem ist so wohl, wie dem Herrgott in Paris. (Schwaben.)


*47. Dem ist so wohl, wie einer Laus im Grind.

Holl.: Dat is een leventje als eene luis op een zeer hoofd. (Harrebomée, II, 40.)


*48. Dem ist's so wohl wie 'm Hasa in der Gearst. (Saulgau.) – Birlinger, 806.


*49. Er ist so wohl, dass man ihm eine Runge im Arsche zerbrechen kann. (Ostpr.)


*50. Es is mir wiselis wohl. (Rottenburg.)


*51. Es ist ihm so wohl, als ob er den Kernen verkauft hätte.


*52. Es ist ihm so wohl, wie dem Vogel im Hanfsamen.


*53. Es ist ihm so wohl, wie einem Frosch unter der Luftpumpe.


*54. Es ist ihm so wohl, wie einem Pfaffen am Ostertag.Chaos, 316.

Bezieht sich auf die Sitte des Fastens; doch ist die Redensart auch da noch im Brauch geblieben, wo jene Sitte seit der Reformation aufgehoben war. Die genaue Beobachtung der Fasten gab zu einem Vergnügen Anlass, das wir heute nicht mehr kennen, demjenigen, sich beim Frühstück zu Ostern zu – entfasten. »Ich habe meinen Grossonkel«, sagt Brillat-Savarin, »weise und tapfere Leute, vor Entzücken strahlen sehen, in dem Augenblicke, wo man am Ostertage einen Schinken anschnitt oder eine Pastete öffnete.« (Vgl. Physiologie des Geschmacks von Brillat-Savarin, übersetzt von C. Vogt, Braunschweig 1866, S. 234.)


*55. Es ist ihm so wohl, wie einem Pfannkuchen in der Butter.


*56. Es ist ihm so wohl, wie einem Wisele. Chaos, 316.


*57. Es ist ihm so wohl, wie einer Laus im Kindbett.


[332] *58. Es ist jm heymlich wol.Franck, II, 70a.

In dem Sinne: Er lacht in die Faust. Es schlägt ihm die Laute im Busen.

Lat.: In sinu gaudere. (Sutor, 287.)


*59. Et öss em so woll, als wenn em dertig Schock Sparling ut em Narsch flege. (Stallupönen.) – Frischbier, 4095.


*60. Ihm ist so wohl, wie der Sau im Dreck. Frischbier, 4094.


*61. Ihm ist wohl in seiner Haut.


*62. Ihm ist wohl und uns ist (noch) besser.

Die Redensart ist alt und vielseitig angewandt. Büchmann (10. Aufl., S. 84) hat sie zuerst im Kurtzweiligen Zeitvertreiber (1668, 2. Aufl., S. 75) unter dem Titel: Grabschrift einiger Dorfschaften an ihren verstorbenen Schösser (Steuereinnehmer) in folgender Form vorgefunden: »Hier liegt begraben unser Schösser, ihm und uns ist nunmehr besser, ihm, dass er nicht mehr ein Sünder, uns, dass wir los sind den Schinder.« In ähnlicher Weise ist das Wort zu Grabschriften in verschiedener Form angewandt worden. So befindet sich auf einem Grabstein rechts vom Eingange zum Kirchhof in Bingen eine Grabschrift von sechs Zeilen, die ein Ehemann seiner Gattin, mit der er nicht im besten Einvernehmen stand, hat setzen lassen, in welcher der Dichter dies Verhältniss durch die Anfangswörter der Verse in folgender Weise ausgedrückt hat: »Wohl ist mir und auch ihr.« Das Wort wurde im Volksmunde so üblich, dass Immermann in seinen Tulifäntchen, II, 4 in folgender Form davon Gebrauch machte: »Ihr wird wohl! – Na, mir wird besser.« – Der unter Ludwig XIII. in Chartres lebende satirische Dichter Lorens liess seiner Frau eine ähnliche Grabschrift setzen: »Cigît ma femme: ah, qu'elle est bien pour son repos et pour le mien.« (Hier liegt mein Weib. In ihrer Ruh' ist ihr so wohl und mir dazu.)

Jüd.-deutsch: Sei (hier für: ihnen) is wohl, ün üns is noch besser. Gewöhnlicher Schluss eines Volksmärchens, oft mit dem Zusatz: »Mir (wir) weren essen Zücker auf 'n Spitzmesser.«


*63. Ihm war zu wohl, wie dem Esel, der aufs Eis ging.


*64. Ja woll, woll, segt dat Mäke, on spunn doch Flass.Frischbier, 4079.


*65. Mi öss so woll, als wenn mi de Bar klaut. Frischbier, 4096.


*66. Mir ist heut, nicht ganz wohl, sagte Jermis, und er lag im Sterben.

Holl.: Ik ben gansch geen deeg van daag, zei Adolf, en hij lag op sterven. (Harrebomée, II, 116a.)


*67. Mir ist so wohl, als flöge mir ein Flug Sperlinge aus dem Hintern. (Schles., Kr. Nimptsch.)


*68. Mir ist so wohl, als wie fünfhundert Säuen. Eiselein, 540; Braun, I, 3735.


*69. Mir ist so wohl, wie einer geschälten Zwiebel. (St. Louis.)

Sprichwort der Trapper im Hinterwalde. Ueber die Entstehung desselben wird erzählt, dass ein waghalsiger Trapper (John Glass) im Kampfe mit einem grauen Bären so zerfleischt worden war, dass ihn sein einziger Begleiter als todt unter dem Bären hatte liegen lassen, um die Kunde den übrigen Trappern zu bringen. Glass war nach einiger Zeit wieder zu sich gekommen und hatte sich ausgeheilt. Als er nach etwa einem Jahre einigen frühern Gefährten begegnete und diese voll Staunen den Todtgeglaubten fragten, wie er sich befände, so gab er die obige Antwort, die so sehr bezeichnend ist, weil ihn der Bär wirklich wie eine Zwiebel geschält hatte. (Der Morgenstern, Doylestown, Penns. v. 15. Nov. 1854.)


*70. Mir ist so wohl wie St. Peter in Rom.

Poln.: Mnie tu tak dobrze jak św. Piotrowi v Rzymie. (Čelakovsky, 487.)


*71. Mir it so wouhl, as i (dass ich) Halbbat'n greina könnet. (Franken.)

Ironisch, von jemand, dem sehr schlecht zu Muthe ist.


*72. 'S isch em wohl wie 'me Pudelhung. (Solothurn.) – Schild, 86, 325.


*73. Wohl oder übel.


[Zusätze und Ergänzungen]

74. Mir ist ganz wohl; wie ist Ihnen, sagte der Oberst zum Doctor, als dieser ihn fragte, wie ihm wäre, wenn er einen Menschen getödtet habe.

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 5. Leipzig 1880, Sp. 330-334,1816.
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