Samiklaus

*1. Der Samichlaus oder Gugger händ eis Dutter.

Der Volkswitz meint damit: Der Glaube an die Geschenke des heiligen Nikolaus (6. Dec.) oder an die Gaben des Kukuks, der im Frühling den Kindern gemalte Eier ins Blumennest lege, beruhen beide auf Täuschungen.


*2. Er b'kömmt de Samiklaus. (Luzern.)

Man versteht darunter ein Geschenk, das Aeltern ihren kleinen Kindern durch eine vermummte Person, Samiklaus (verderbt aus Sanct-Nikolaus), zu machen pflegen, um ihnen dadurch eine Freude zu bereiten, sie zum Gehorsam und zum Fleiss zu ermuntern oder auch ihnen durch den furchterregenden Aufzug des Butzmannes, der in Deutschland Knecht Ruprecht, in der Schweiz Schmutzli heisst, Schrecken einzujagen. – Man leitet den Gebrauch vom heiligen Nikolaus ab, der drei Töchter eines armen Bürgers ausgesteuert haben soll. (Stalder, II, 299.) Tobler (105), bei dem sich dafür auch die Bezeichnung Mummel findet, bemerkt: »In Innerrhoden, wo die Mummel um Nikolaus herum ihren Beruf hatten, sind dieselben etwas verschieden von den ausserrhodischen. Es gibt dort einen guten und bösen. Der gute geht in solche Häuser, wo die Kinder gut, der böse in solche, wo sie böse sind. Der erstere macht den Kindern durch Geschenke viel [1857] Freude. In mehrern Gegenden Deutschlands ward früher seinem blossen Namen die Macht zugeschrieben, ein Haus vor Ratten zu schützen. – In Vorarlberg ist Saniklos nicht nur der Vertheiler von Geschenken, sondern auch der Heilige, welcher den Aeltern die Kinder einbeschert, die er aus dem Paradiese holt. Die Kinder beten hier jeden Abend Rosenkränze, bezeichnen die Anzahl derselben durch Einschnitte in ein Bretchen und legen dies Kerbholz in die Schüssel, während sie ein Bündel Heu und einen Eimer voll Wasser für den Esel des ›kostreichen‹ Mannes in der Hoffnung vor die Hausthür stellen, dann reicher beschenkt zu werden. – Auf der Insel Helgoland gehen die Kinder an diesem Tag zu ihren Verwandten und Pathen und bringen ihnen einen ihrer Schuhe, damit Sönner Klâs etwas hineinlege. Ebenso werden in Würtemberg und Baden den Kindern am Nikolaustage Pathengeschenke gegeben, welche im BreisgauHälsen‹, im würtembergischen Oberlande aber ›Samiklus‹ heissen, wie in der Schweiz sämmtliche Geschenke genannt werden, welche die Kinder am Nikolausabend durch den Samiklaus erhalten. Fast überall in der Schweiz erscheint ein älteres Familienglied vermummt oder als Bischof und poltert entweder mit der Betglocke in die Kinderstube herein, um die Aeltern nach den Kindern zu fragen und Naschwerk oder Ruthen auszutheilen, oder zieht in Begleitung des Christkindes, welches die Gaben bringt, mit einem Esel herum, der einen Sack voll Nüsse trägt und mit Schellen klingelt. Umzüge dieser Art finden sich auch in Tirol und Niederösterreich, in Böhmen und der Slowakei, in Oberschlesien wie in Ostfriesland, in Baiern, Schwaben, am Rhein und in den Niederlanden. Meist ist der Heilige oder, wie ihn die tiroler und kölner Kinder nennen, der ›heilige Mann‹ von einer männlichen oder weiblichen Schreckgestalt begleitet, die in Tirol ›Klabauf‹, in Oesterreich ›Krampus‹ und die ›Budelfrau‹, in Böhmen ›Rumpamp‹, in Schwaben die ›Berchtel‹, am RheinHans Muff‹ genannt wird.« (Vgl. Illustr. Zeitung, Nr. 1431, S. 383.)


*3. Er lehrt den Santichlaus b'chönne. (Solothurn.) – Schild, 90, 374.

Er wird durch Schaden klug.


*4. Sie kennen den Samiklaus.Kirchhofer, 199; Eiselein, 539; Sutermeister, 101.

Von Mädchen im eigentlichen oder uneigentlichen Sinne, die ihre Mannbarkeit fühlen; daher, weil, wie oben bemerkt, der heilige Nikolaus einigen Mädchen die Aussteuer zur Hochzeit gegeben haben soll. (Stalder, II, 219.)

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 3. Leipzig 1873, Sp. 1857-1858.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: