Adrianopel

[27] Adrianopel, türk. Edreneh, früher Uskadamah, in Rumelien am linken Ufer der Marizza, die zweite Hauptstadt des osmanischen Reichs, ward vom röm. Kaiser Hadrian im 2. Jahrh. vielfach verschönert und erhielt von ihm den Namen. Im J. 1360 von den Türken eingenommen, ward A. der Sitz des Sultans, bis Soliman II. das 1453 eroberte Konstantinopel zur Hauptstadt des Reichs machte. In den schlecht gepflasterten, schmuzigen, engen Straßen wohnen neben mehren prachtvollen Moscheen in meist elenden Hütten über 100,000 Menschen, und unter diesen 30,000 Griechen mit einem Erzbischofe. Die Einwohner beschäftigen sich viel mit Gerberei, Seiden- und Rothfärberei, und mit Bereitung des vorzüglichsten Rosenöls, aus den in den zahlreichen Gärten des anmuthigen Marizzathales wachsenden Rosen gewonnen, welches ein nicht unbedeutender Gegenstand des Handels ist. Im russ.-türk. Kriege ward diese wichtige und gut befestigte Stadt durch einen kühnen Angriff der Russen ohne allen Widerstand, am 20. Aug. 1829, durch den Feldmarschall Diebitsch eingenommen, worauf daselbst am 14. Sept. zwischen der Pforte und Rußland der Friede abgeschlossen wurde. In demselben mußte die Pforte den Russen die frühern Eroberungen überlassen und ihnen Freiheit des Handels und der Schiffahrt im ganzen türk. Reiche gestatten; sie mußte ferner allen mit ihr und Rußland befreundeten Mächten freie Durchfahrt durch die Dardanellen und den Bosporus, den Griechen aber ihre Selbständigkeit zusichern und versprechen, die Verhältnisse der Bewohner Serbiens, der Moldau und Walachei zu ordnen. An der Summe von 10 Mill. Dukaten, deren Zahlung der Pforte als Entschädigung für die Kriegskosten und für den seit 1823 dem russ. Handel zugefügten Nachtheil auferlegt wurde, erließ der Kaiser Nicolaus später 3 Mill. Dukaten, sich mit den Vortheilen begnügend, welche das russ. Reich durch diesen Frieden gewonnen hat.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 27.
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