Aranjuez

Aranjuez

[106] Aranjŭez, eine regelmäßig, nach holländ. Art erbaute Stadt in der span. Provinz Toledo, fünf Meilen von Madrid, am Einflusse des Xarama in den Tajo, über welchen erstern eine schöne, 1761 erbaute Brücke führt, ist besonders berühmt wegen des dasigen Lustschlosses (Sitio), wo sich die kön. Familie in der Regel während des Frühlings aufhält.

Zur Zeit Karl V. war zu A. nur ein kön. Jagdschloß; Philipp II. ließ den Palast erbauen, den Karl II. und III. erweiterten und ausschmückten; der schöne Garten aber wurde erst unter Karl IV. angelegt. Auserlesene und seltene Gewächse, herrliche Springbrunnen, Bildsäulen und Gruppen aus Marmor und Bronze, eine Menge Gartenhäuser, unter denen eines, die Casa del Labrador, mit verschwenderischer Pracht gebaut wurde, sodaß allein das sogenannte goldene Cabinet vier Mill. Realen gekostet haben soll, schmücken diesen Garten; die Hauptzierde desselben aber sind die hohen Ulmenalleen, welche ihn sechs-und achtfach umgeben und mit denen die zwölf Wege besetzt sind, die in einen großen runden Platz ausgehen. An die Zeit Karl V. erinnern hier noch drei Ulmen, welche er, König Franz I. von Frankreich, sein Gefangener, und Philipp II., noch als Prinz von Asturien, zum Andenken eines Jagdfestes pflanzten. An den Garten stößt ein großer Jagdpark, in welchem noch gegenwärtig viel Wild gehegt wird, und am Tajo, über welchen eine Schiffbrücke nach dem Lustschlosse führt, ist ein Kriegshafen im Kleinen angelegt. Die Stadt selbst hat eine Kirche, ein Kloster, ein Theater und für gewöhnlich 2500, während aber der Hof sich daselbst aufhält, gegen 8000 Einw. [106] Im Sommer ist wegen des vielen Wassers und mehrer sumpfiger Wiesen der Aufenthalt zu A. ungesund. In der Geschichte ist dieses Schloß merkwürdig durch den daselbst am 12. Apr. 1772 geschlossenen Vertrag zwischen Frankreich und Spanien und durch die Revolution vom 18. März 1808, in Folge deren Karl IV. zu Gunsten seines Sohnes Ferdinand die Krone niederlegte.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 106-107.
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