Äschylus

[128] Äschylus, der Schöpfer der griech. Tragödie, geb. zu Eleusis in Attika 525 v. Chr., war ein wackerer Mitkämpfer in den Schlachten bei Salamis, Marathon und Platää, lebte dann in Athen und später in Syrakus beim Könige Hiero, wo er im I. 456 v. Chr. starb, und zwar in Folge dessen, wie die Sage erzählt, daß ein Adler eine Schildkröte auf das Haupt des sich im Freien sonnenden Dichters fallen ließ. Durch Ä., in dessen Werken überall der freie und stolze Sinn seines Vaterlandes sichtbar ist, wurde der zweite Schauspieler auf die Bühne gebracht, während bis auf seine Zeit die Schauspielkunst nur Declamation gewesen war, die Masken erfunden und, durch die Freigebigkeit des Staats unterstützt, der Aufführung höhere Würde verliehen. Seine Tragödien tragen mehr den Charakter des [128] Großartigen, als des Zarten. Er gefällt sich in der Darstellung kühner und riesenmäßiger Geister, die im Gefühl ihrer angestammten Kraft der Götter spotten, und in der Aufstellung von Menschen, die, durch die Gewalt der Leidenschaften getrieben, die heiligsten Pflichten mit Füßen treten und die Rache der Götter auf sich zu ziehen wagen, sowie überhaupt in Darstellung von Schreckensscenen. Ä. soll mehr als 60 Tragödien geschrieben haben; doch nur sieben derselben sind auf uns gekommen. Die berühmtesten darunter sind »Die Perser«, worin der Sieg der Griechen über die Perser dargestellt und ein lebendiges Gemälde der Seeschlacht bei Salamis entworfen wird; der »Gefesselte Prometheus«, worin derselbe, weil er es gewagt, sich wider den Willen des Zeus zum Wohlthäter des Menschengeschlechts aufzuwerfen, gefesselt am Kaukasus dargestellt wird, und die »Sieben vor Theben«, welche den thebanischen Krieg und den Wechselmord des Eteokles und Polynices zum Gegenstande der Handlung hat. Nachdem Ä. längere Zeit allein als Tragödiendichter geherrscht hatte, machte ihm Sophokles den Rang streitig und trug endlich den Sieg über ihn davon.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 128-129.
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