Bourmont

[307] Bourmont (Louis August Victor de Gaisne, Graf von), der Eroberer Algiers, Exmarschall von Frankreich, geb. 1773 auf dem älterlichen Schlosse Bourmont in Anjou, betrat frühzeitig die militairische Laufbahn und war beim Ausbruche der franz. Revolution Offizier in der kön. Garde. B. folgte dem Prinzen Condé mit den ersten Auswanderern und zeichnete sich durch Muth und militairisches Talent bei dem Heere desselben, vorzüglich aber bei der Leitung der wiederholten Aufstände im westl. Frankreich aus, an der er bis zuletzt Antheil nahm. Endlich genöthigt, sich der Republik zu unterwerfen, lebte er in Paris, wo er sich vermählte und das Vertrauen des damaligen ersten Consuls Bonaparte gewann. Als er sich jedoch 1803 fortdauernder Verbindungen mit Anhängern des entsetzten Königshauses verdächtig machte, ward er verhaftet, entwich 1805 aber von der Citadelle zu Besançon und befand sich 1810 in Lissabon, als dieser Platz von den Franzosen unter Junot, Herzog von Abrantes, eingenommen wurde. B. rechtfertigte sich gegen denselben, durfte nach Frankreich zurückkehren und wurde vom nunmehrigen Kaiser Napoleon, der seine militairischen Talente schätzte, als Oberst angestellt. Später wohnte er dem russ. Feldzuge bei und zeichnete sich als Brigadegeneral 1813 bei Dresden, sowie 1814 durch seine Vertheidigung von Nogent an der Seine aus, wofür er zum Divisionsgeneral ernannt wurde. Einer der ersten franz. Generale, welche den wiederhergestellten Bourbons sich unterwarfen und von ihnen angestellt wurden, erhielt B dennoch von dem von Elba zurückgekehrten Napoleon das Commando einer Division, welches er aber am 14. Jun. 1815, dem Vorabende der entscheidenden Kämpfe, niederlegte und sich zu Ludwig XVIII. ins Ausland begab, wo eine Handlung verdienstlich schien, wegen der ihn das Heer als Ausreißer betrachtete. Nach Paris zurückgekehrt, erhielt er den Befehl einer Gardedivision, wohnte mit derselben 1823 dem Feldzuge nach Spanien bei und wurde am 8. Aug. 1829 von Karl X. zum Kriegsminister ernannt. Als solcher suchte er sich das Heer zu versöhnen, indem er den Offizieren der ehemaligen großen Armee Gutes erwies, und übernahm endlich im Apr. 1830 den Oberbefehl der Expedition gegen Algier (s.d.), nach dessen Eroberung er im Jul. zum Marschall von Frankreich ernannt, in Folge der Juliusrevolution aber im Sept. von General Clauzel im Oberbefehl ersetzt wurde. B. blieb seitdem in beständiger Verbindung mit der vertriebenen kön. franz. Familie und nahm auch an den vergeblichen Versuchen der Herzogin von Berri (s.d.) Theil, im westl. Frankreich einen Aufstand zu Gunsten Heinrich V. zu erregen. Später widmete er seinen Degen der Sache Don Miguel's in Portugal, verließ aber dieses Land ruhmlos und hielt sich zuletzt im Kirchenstaate auf. Da B. der Regierung Ludwig Philipp I. den gesetzlichen Eid verweigert hat, ist er 1832 aus der Liste des franz. Heeres gestrichen worden.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 307.
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