Escurial

Escurial

[695] Escurial heißt ein Flecken mit 2000 Einw. in der span. Provinz Segovia, der 12 Stunden nordwestl. von Madrid in einer unfreundlichen Gegend am südl. Abhange des Guadaramagebirges liegt und weltberühmt durch das von König Philipp II. dort von 1563–84 mit einem Aufwande von 5,260,510 Dukaten erbaute, prächtige Hieronymitenkloster und kön. Schloß San-Lorenzo-el-real geworden ist, welches in Spanien das achte Weltwunder heißt.

Philipp II. hatte nämlich das Gelübde gethan, für den Sieg über die Franzosen in der Schlacht bei St.-Quentin am 10. Aug. oder dem Laurentiustage 1557, diesem Heiligen das prächtigste Kloster in der Welt zu erbauen. Da dieser Märtyrer nach der Legende auf einem Roste verbrannt worden sein soll, ward auch dem Gebäude die Form eines solchen gegeben, d.h. es bildet ein Viereck, von dem jede Seite 250 Schritt lang ist und dessen innerer Raum durch Gebäude in 22 große Höfe getheilt wird. Die Thürme an den vier Ecken stellen die Füße, ein vorspringender Flügel an der einen Seite den Stiel vor; es zählt 36,000 Fenster, 14,000 Thüren, 1860 Zimmer und wird von 200 Klostergeistlichen bewohnt, ohne daß der Raum für den Hof dadurch beeinträchtigt würde. Überall herrscht eine gediegene Pracht; am glänzendsten aber ist die nach dem Muster der Peterskirche in Rom erbaute Hauptkirche ausgestattet, die 24 Altäre und acht Orgeln enthält. Unter dem mit 18 Säulen von rothem und grünem Jaspis gezierten Hochaltare befindet sich eine Kapelle, Pantheon genannt, in die 50 Marmorstufen hinabführen und welche die Gruft der Könige von Spanien ist und durch ein kunstreiches Thor von Bronze verschlossen wird. In der Kapelle besieht man sich ein großes, mit kostbaren Edelsteinen geziertes Crucifix, die Mitte nimmt ein großer goldener Leuchter ein, an den Wänden aber stehen in Nischen 20 Sarkophage von schwarzem Marmor theils leer, theils schon die Gebeine verstorbener Königinnen und Könige enthaltend, vor welchen sich das Hauptthor der Kirche nur zweimal öffnet, nämlich[695] wenn sie zur Taufe und wenn sie zur Beisetzung in die Gruft gebracht werden. Außer kostbaren Gemälde- und Münzsammlungen enthält das hier dargestellte Escurial, wie das Ganze auch genannt wird, eine an seltenen, vorzüglich arab. Handschriften reiche Bibliothek.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 695-696.
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