Farnese

[10] Farnese ist der Name eines alten ital. Fürstenhauses, welches ehemals das Schloß Farnese bei Orvieto besaß. Durch den Papst Paul III. aus dem Hause der Farnese wurden dieselben 1545 Herren von Parma und Piacenza, welches Herzogthum sie bis 1731 besaßen, wo es durch Erbschaft an Spanien kam. Der ausgezeichnetste Fürst aus diesem Hause war Alexander F., geb. 1546, gest. 1592, der ein tapferer Soldat und meist glücklicher Feldherr war. Er stand in Diensten des Königs Philipp II. von Spanien und ward von diesem zum Statthalter der Niederlande ernannt. Berühmt sind die Farnese'schen Kunstwerke, nämlich die schönen Antiken (s.d.), welche ehemals im Palaste Farnese zu Rom, den der berühmte Michel Angelo gebaut hat, standen. Nach dem Aussterben des Hauses F. kam der Palast an den König von Neapel, welcher fast alle Kunstwerke aus demselben nach Neapel schaffen ließ. Unter diesen Kunstwerken ist besonders ausgezeichnet und berühmt die Farnese'sche Flora, der Farnese'sche Hercules und der Farnese'sche Stier. Der letzte gehört zu einer großen Gruppe, welche eine Erzählung des griech. Alterthums darstellt. Zwei Jünglinge, Amphion und Kethos, binden eben die Dirke, welche ihre Mutter Antiope gemishandelt hatte, an die Hörner eines wilden Stiers. Das Meisterwerk selbst ist in Griechenland verfertigt worden, kam dann nach Rom und stand dort in den Bädern des Kaisers Caracalla. Bei der Zerstörung des alten Roms ward es verschüttet und erst 1546 verstümmelt wieder ausgegraben.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 10.
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