Fortuna

Fortuna

[73] Fortuna nannten die alten Römer die Göttin, die das Glück und Unglück der Menschen leitete.

Sie gaben ihr verschiedene auf die Launen, den Wechsel und die Vergänglichkeit des Glücks deutende Attribute. Die Lenkerin des Shicksals bezeichnet ein Ruder, die Fülle der Güter, die sie zuspenden vermag, deutet ein Füllhorn an, das rollende Rad den Wechsel und die Flüchtigkeit des Glücks, die Weltkugel die Größe der Herrschaft. Zuweilen sind ihr die Augen verbunden, denn das Glück ist blind. Sie trägt einen eigenthümlichen, Polos (Thurmkrone) genannten Kopfputz. Der griech. Dichter Hesiod nennt sie eine Tochter des Oleanos (s.d.) und Pindar bezeichnet sie als Schwester der das Schicksal der Menschen spinnenden Parzen (s.d.). Ihre Verehrung ging von Griechenland aus. Zu Rom hatte sie mehre Tempel; hier hatte sie sich auch, nach der Sage, nachdem sie die ganze Welt durchflogen hatte, endlich auf dem palatinischen Hügel niedergelassen und ihre Flügel abgelegt, als Zeichen, daß sie für immer in Rom wohnen wolle. Bald heißt sie Wonnespenderin, bald Urheberin des Elends, jedenfalls ist sie launenhaft und zuweilen sogar schadenfroh. Die Römer bildeten deshalb die Fortuna nie geflügelt. Sie hatte in Griechenland, wo man sie Tyche nannte, und in Italien mehre berühmte Tempel. Zu Antium ertheilte ihre Bildsäule Orakel (Weissagungen) durch Zuwinken oder durch Loose. In Präneste widmeten sich vorzugsweise Frauen ihrem Dienste.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 73.
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