Franz IV.

[101] Franz IV. (Joseph Karl Ambrosius Stanislaus), regierender Herzog von Modena seit 1815, der Sohn des Erzherzogs Ferdinand von Östreich und der Tochter und Erbin des Herzogs Hercules III., des Letzten aus dem berühmten Hause der Este, geb. am 6. Oct. 1779. Dem Herzog Hercules III. war Modena 1796 durch die Franzosen entrissen (s. Modena) und ihm 1801 und 1803 die östr. Landschaft Breisgau und die Landvogtei Ortenau als Entschädigung gegeben worden, die er 1803 kurz vor seinem Tode seinem Schwiegersohne abgetreten hatte. Durch den presburger Frieden 1805 verlor dieser aber die genannten Besitzungen und F. erbte 1806 von seinem Vater nur die Ansprüche, die erst 1815 verwirklicht wurden, als ihn die Schlußacte des wiener Congresses als Herzog von Modena, Reggio und Mirandola einsetzte. Seine Besitzungen wurden 1829 noch durch die von seiner Mutter ererbten Herzogthümer Massa und Carrara vermehrt, sodaß sie gegenwärtig 94 ! M. umfassen. Dadurch, daß er den Namen Este annahm, wurde F. der Stifter eines neuen Zweiges dieses Geschlechts. Seine Regierung ist durch innere Unruhen mehrmals gestört worden, welche ihren Grund darin haben, daß F. alle während der franz. Herrschaft eingesogenen Freiheitsideen durch Wiedereinführung veralteter Einrichtungen niederzudrücken bemüht war. Er führte gleich beim Antritte seiner Regierung die Jesuiten wieder ein und übergab ihnen die Erziehung der Jugend, übernahm 1821 selbst die Leitung der geheimen Policei in Italien und gab 1823 ein äußerst strenges Censurgesetz. Namentlich in Modena und im Kirchenstaate hatten die geheimen Gesellschaften, welche gegen die bestehende Zersplitterung Italiens gerichtet waren, sich am weitesten ausgedehnt, als 1827 F. allen Denen Verzeihung versprach, die ihre Theilnahme an den geheimen Gesellschaften selbst anzeigen würden. Es meldeten sich Mehre und wurden begnadigt, während Andere verhaftet und bestraft wurden. Die Folge war eine Erbitterung der Gemüther, welche 1831 in einen Aufstand ausbrach, bei dem der Herzog am 4. Febr. zur Flucht nach Mantua genöthigt wurde. Er begab sich, nachdem er von Vicenza aus gegen alle Verfügungen der in Modena eingesetzten Regierung protestirt hatte, nach Wien und kehrte von da mit östr. Truppen zurück, die am 9. März Modena besetzten. Die Empörer wurden in Untersuchung gezogen, einige zum Tode, die Mehrzahl zur Einkerkerung bei den Jesuiten verurtheilt. Die Juden im Allgemeinen traf wegen ihres Benehmens beim Aufstande ein hartes Loos, indem ihnen alle seit 1795 aufgehobenen Bedrückungen aufs Neue auferlegt wurden. Neue Untersuchungen wegen Verschwörungen wurden 1832 angestellt und ihr Resultat waren neue Hinrichtungen.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 101.
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