Modena

[161] Modĕna (das Herzogthum) in Oberitalien wird von Parma, dem lombard.-venetian. Königreiche, vom Kirchenstaate, Toscana, Lucca und dem Meere umschlossen und enthält auf 983/4 ! M. ungefähr 400,000 katholische Einw., mit Ausnahme von 1500 Juden. Nach dem Po, der das Land nur berührt, und der Lombardei zu ist der Boden eben und fruchtbar und von zahlreichen Bewässerungskanälen durchschnitten, von denen selbst der von Reggio zum Po gehende schiffbar ist. Südl. erhebt sich das Land stufenartig und mit schönen Eichen- und Kastanienwaldungen zu den kahlen Höhen des Apennin, dessen höchste Gipfel hier der Monte Cimone (6778 F.) und Monte Doccia (4140 F.) sind, und fällt auf der Südseite des Gebirges steil zum Meere hinab. Hier besonders gedeiht der Ölbaum; sonst gehören Wein, Getreide, Seide, Eisen, Bergöl, ausgezeichneter Marmor zu den vorzüglichern Landesproducten. Die Einkünfte des Landes betragen 11/2 Mill. Gulden, die Staatsschulden 700,000 Gulden, das Militair 1600 Mann; die Staatsverfassung ist unbeschränkt monarchisch. M. war lange ein deutsches Lehn und ward Jahrhunderte lang vom Hause Este (s.d.) beherrscht; nach Erlöschen des Mannsstammes kam es 1771 durch Vermählung der Erbtochter Beatrix mit dem Erzherzog Ferdinand an das Haus Östreich für das es zwar in Folge der Revolutionskriege verloren [161] ging, 1814 aber wieder gewonnen wurde, seit welcher Zeit ein Sohn des Vorigen, Franz IV. (s.d.), Erzherzog von Östreich-Este, regierender Herzog ist und nach dem Tode seiner Mutter 1829 das ihr von Seiten ihrer Mutter zustehende, und von ihr ebenfalls seit 1814 wieder besessene Herzogthum Massa-Carrara mit dem Hauptlande vereinigt hat. Entschiedenes Festhalten am Alten und Rückkehr zu demselben, wo Neuerungen eingerissen waren, sowie die Wiederherstellung der Jesuiten im J. 1815, charakterisiren die Regierung des Herzogs, dessen Vertrauen aber dessenungeachtet ein geheimes Haupt der ital. Partei der Bewegung, Ciro Menotti, zu gewinnen verstand, der dessen geheime Policei leitete, bis er am Abend vor dem am 4. Febr. 1831 in M. ausgebrochenen Aufstande verhaftet ward, in dessen Folge der Herzog nach Mantua flüchten mußte. Nachdem er aber im März mit östr. Beistande zurückgekommen, wurden von dem dazu niedergesetzten Gericht, bei dem ein Advocat Zerbini den Vorsitz führte, 107 der Theilnahme am Aufstande schuldig Befundene zu den Galeeren, Menotti aber und ein gewisser Borelli zum Tode verurtheilt, Letztere auch hingerichtet, die Erstern aber ihres Vermögens beraubt und in Jesuitenklöster eingesperrt. Mit derselben Strenge ward in den folgenden Jahren wider zahlreiche Personen gehandelt, welche sich in Verschwörungen gegen den Herzog eingelassen haben sollten, der unter Anderm auch dem Könige Ludwig Philipp der Franzosen seine Anerkennung verweigert und die Einfuhr franz. Bücher bei schwerer Strafe verboten hat.

Das Land zerfällt in das eigentliche Herzogthum M. mit der Hauptstadt und Residenz Modena, an einem Kanale zwischen den. Flüssen Panaro und Secchia gelegen, mit 22,000 Einw. und einem herzogl. Schlosse mit schönen Gärten und Kunstsammlungen; die schönen breiten Straßen haben meist zu beiden Seiten Bogengänge. Der Ort gehört überhaupt zu den freundlichsten ital. Städten und ist der Sitz eines Bischofs, einer Universität und Kunstschule, eines Jesuitencollegiums und mehrer Klöster. Auch in Carpi mit 2500 Einw. und in Mirandola mit 4700 Einw. residiren Bischöfe; Finale mit 6000 Einw. besitzt einen lebhaften Handel. Im Herzogthume Reggio liegt am Tessone die gleichnamige feste Stadt mit 18,000 Einw., der Sitz eines Bischofs, mehrer Seidenfabriken und der Geburtsort Ariost's (s.d.); nahebei befindet sich im Gebirge das durch Kaiser Heinrich IV. Schwäche und Demüthigung vor Papst Gregor VII. (im J. 1077) berüchtigte, ehemalige Bergschloß Canossa. Durch einen schmalen Landstrich mit dem Hauptlande verbunden ist das gebirgige, aber gut angebaute Herzogthum Massa-Car rara, wo die Hauptstadt Massa mit 10,000 Einw. zu bemerken ist, die lebhaften Handel mit Marmor und Öl treiben; auch hier residirt ein Bischof. Im Apennin liegt von Marmorfelsen umgeben Carrara mit 8000 Einw. und einer Bildhauerakademie; der danach benannte, edle Marmor (s.d.) wird jedoch bei den Dörfern Torrano, Polvaccio und Seravezza gebrochen. Aus der Herrschaft Garfagnana endlich ist noch der Flecken Castel nuova di Garfagnana mit 3000 Einw. und Eisenhämmern hier anzuführen.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 161-162.
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