Modena [2]

[14] Modena, Hauptstadt der Provinz und des ehemaligen Herzogtums M. (s. oben), liegt 35 m ü. M. in fruchtbarer Ebene, zwischen den Flüssen Panaro und Secchia, an den Eisenbahnen Piacenza-Bologna, M.-Mantua, Sassuolo-M.-Mirandola und M.-Vignola sowie an der Dampfstraßenbahn M.-Maranello, ist gut gebaut, hat schöne Anlagen, nämlich die Giardini pubblici (ehemaliger Schloßgarten) und die in Promenaden umgewandelten Wälle, und breite, wohlgepflasterte, zum Teil mit Bogengängen versehene Straßen. Die schönste ist die Via Emilia, welche die Stadt von W. nach O. in zwei fast gleiche Hälften teilt. Denkmäler wurden in M. Viktor Emanuel (1890), dem Patrioten Ciro Menotti und den 1831 Gefallenen, dem Dichter Tassoni und dem Geschichtschreiber Muratori errichtet. Unter den 27 Kirchen der Stadt sind die bemerkenswertesten die 1099 begonnene und 1184 eingeweihte romanische Domkirche San Geminiano, mit 102 m hohem Glockenturm (Ghirlandina) aus dem 13. Jahrh., San Pietro, mit schöner Backsteinfassade der Frührenaissance, San Francesco (14. Jahrh., gotisch) und Sant' Agostino (alle drei mit Skulpturen von Begarelli). Andre hervorragende Gebäude sind der ehemalige herzogliche Palast (1634 erbaut, jetzt Militärschule), das Albergo Arti (von 1764) mit den Sammlungen, das neue Theater und das Stadthaus, die Nationalbank, das Hospital und die ehemalige, jetzt als Kaserne benutzte Zitadelle. M. zählt (1901) 28,434 (als Gemeinde 64,843) Einw. Die Industrie beschränkt sich auf Erzeugung von Metallwaren, Tabakmanufaktur und Buchdruckerei. Lebhafter ist der Handel mit Getreide, Wein, Obst, Likör, Schlachtvieh, Geflügel, Eiern und Würsten. Die Stadt besitzt eine 1678 gegründete Universität mit Fakultäten für Rechte, Naturwissenschaften und Medizin nebst pharmazeutischer Schule (1903: 562 Hörer), Bibliothek, Botanischem Garten und Observatorium; ferner zwei Lyzeen und Gymnasien, eine Technische Schule, ein Technisches Institut, eine Kunstakademie und eine Militärschule, die Estensische Bibliothek (90,000 Bände und 3000 Manuskripte), eine Münz- und Antiquitätensammlung, eine Gemäldegalerie und das Museo Civico (kunstgewerbliche Gegenstände), ein Krankenhaus, Findelhaus, Waisenhaus und Taubstummeninstitut. M. ist Sitz eines Erzbischofs und der Provinzialbehörden. – Die Stadt M., ursprünglich Mutina, wurde von den Etruskern gegründet, später von den Galliern erobert, diesen aber durch die Römer entrissen, die 183 v. Chr. eine Kolonie dahin führten. Hier belagerte Antonius 44 den Decius Brutus, wurde aber 43 von Pansa, Hirtius und Octavianus geschlagen (Mutinensischer Krieg). 312 wurde M. von Konstantin d. Gr. in seinem Kriege gegen Maxentius genommen. In fränkischer Zeit war M. Hauptort einer Grafschaft, die seit dem 10. Jahrh. dem Hause Canossa gehörte. Nach dem Tode der Großgräfin Mathilde (1115) zu munizipaler Freiheit gelangt, unterwarf sich die Stadt 1288 dem Markgrafen Obizzo von Este; 1598 wurde sie die Residenz der neuern Herzoge von M. Hier siegten 12. Juni 1799 die Österreicher unter Hohenzollern und Klenau über die Franzosen unter Macdonald. Vgl. Raggi, M. ne' suoi monumenti (Modena 1869).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 14.
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