Modĕna [2]

[343] Modĕna (Mutina), Hauptstadt des Herzogthums M., in einer großen Ebene (welche die Decke eines großen unterirdischen Sees zu sein scheint; wenigstens steigt u. fällt das Wasser in allen [meist artesischen] Brunnen zu gleicher Zeit u. auf gleiche Weise), an einem Kanal zwischen der Secchia u. dem Panaro u. an der Eisenbahn zwischen Reggio u. Bologna, schwache Festung mit Citadelle; die Stadt ist eine der schönsten Italiens, mit breiten Straßen, Arkaden u. Trottoirs in ihnen, mehren freien Plätzen, auf einem steht die Statue Franz' III., massiven Häusern u. Palästen; Bischofssitz u. bis 1859 Sitz der Staatsbehörden; bes. merkwürdig ist das herzogliche Schloß mit schönen Gärten, trefflichen Gemälden u. einer der berühmtesten Bibliotheken Italiens (Bibliotheca Estense) von über 100,000 Bänden u. 3000 Manuscripten (sie ist die alte Estesche, die Cäsar von Este von Ferrara mit nach M. brachte, später waren Tiraboschi u. Muratori dort Conservatoren), Museum von antiken Münzen, Estesches Archiv. Andere merkwürdige Gebäude sind: Marstall, Opernhaus, Albergo dell'arti, Palatio communale, Kasernen, Kathedrale San Geminiano (1099 durch die Gräfin Mathilde begonnen, in deren Glockenthurm ist ein Nationaldenkmal, der berühmte 1325 den Bolognesen abgenommene Eimer aufgehängt); 25 Kirchen (in der Kirche Sta. Maria Pomposa sind die Grabmäler der gelehrten Modenesen Sigonio u. Muratori), Hospitäler, Waisenhaus, Universität, Ritterakademie, Kunstakademie, Militär- u. Thierarzneischule, viele Wohlthätigkeitsanstalten (S. Paolo, zur Erziehung von 100 Mädchen, Institutio degli Bernardini et Philippini); öffentliche Bäder; Manufactur von grobem Tuch, Leinwand u. optischen Instrumenten, Handel mit Getreide, Seide, Wein etc.; 31,740 Ew. M. ist Geburtsortdes Dichters Tassoni u. des Anatomen Falopia. – Die Stadt M. war eine alte celtische Stadt im Bojerlande; in ihr setzten sich die Römer zuerst in diesem Lande fest, nachdem sie es erobert hatten, u. erhoben es 183 v. Chr. zur römischen Colonie. Hier 194 Sieg der Römer unter dem Consul Merula über die Bojer, u. hier belagerte Antonius den D. Brutus vom December 44 bis April 43 v. Chr., wurde aber von Pansa, Hirtius u. Octavianus geschlagen[343] (Mutinensischer Krieg, s.u. Rom, Gesch.). Constantin der Große ließ M., weil sie es mit Maxentius gehalten hatte, zerstören, aber auch wieder aufbauen. Nachdem es die Gothen u. Longobarden nochmals fast ganz zerstört hatten, sammelte Karl der Große die Bewohner u. ließ M. wieder aufbauen, aber etwas von ihrem ursprünglichen Platz entfernt. Unter den Longobarden u. später unter den Franken von Grafen regiert, gehörte es unter die Mathildischen Besitzungen, machte sich aber frei. 1598 wurde M. die Residenz der neueren Herzöge von M. Hier am 12. Juni 1799 Artilleriegardegesecht zwischen den österreichischen Generalen Hohenzollern u. Klenau u. den Franzosen unter Macdonald, s.u. Französischer Revolutionskrieg III. F). Vgl. Vedriani, Istoria di M., Mod. 1666; Tiraboschi, Mem. stor. modenesi, ebd. 1793; Muratori, Antichità estensi, ebd. 1717.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 11. Altenburg 1860, S. 343-344.
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