Gastein

[147] Gastein, ein romantisches Alpenthal im Salzburgischen, welches beinahe 3000 F. über dem Meeresspiegel liegt und durch seine Gold-, Silber- und Bleibergwerke, durch seine Schönheit, vorzüglich aber durch seine warmen Quellen berühmt ist, welche schon in den ältesten Zeiten als Heilquellen benutzt wurden. Diese Quellen entspringen in dem viel höher gelegenen Wildbade, einer kleinen Ortschaft, wo sie mit einer Temperatur von 37–38° R. ausfließen, und werden theils hier, nachdem man sie bis zu etwa 28° R. hat erkalten lassen, theils (seit 1830) in dem zwei Stunden entfernten und tiefer liegenden Marktflecken Hof-Gastein zum Baden benutzt, wohin das Wasser durch Röhren geleitet wird und je nach der Witterung mit einer Temperatur von 27–33° R. in die dortigen Badehäuser einströmt. Das Wasser dieser Quellen zeichnet sich durch seine hohe Temperatur und durch vorzügliche Reinheit aus, unterscheidet sich aber durch seine chemischen Bestandtheile fast gar nicht vom reinen Quellwasser. Man meinte sonst, daß es langsamer als anderes warmes Wasser erkalte, welches sich jedoch nicht als richtig bestätigt hat. Seine Heilkraft bei allen Krankheiten, denen eine Schwächung des Lebensprocesses im ganzen Organismus oder in einzelnen Theilen zu Grunde liegt, ist durch den Erfolg so erwiesen, daß jährlich eine Menge Leidender nach G. reisen, um hier neue Lebenskraft zu suchen. G. gehört überdies zu den schönsten Badeorten, und man findet daselbst auch Gelegenheit zur Alpenmolkencur, sowie das warme Wasser der Quellen selbst auch innerlich angewendet wird. Im Verlaufe von 24 Stunden setzt das Wasser in den Vertiefungen einen schöngrünen, dünnen und von verschiedenen Infusionsthierchen belebten Überzug, das sogenannte Bademoos ab, welches auch außer der Badezeit bei Wunden und Geschwüren gebraucht wird. Das Wildbad liegt in einer engen, höchst romantischen Bergschlucht an einem schönen, 270 F. hohen Wasserfalle, doch ist die Luft hier weniger angenehm, als in Hof, welches in einem schönen, offenen, von reizenden Alpen umschlossenen Thale liegt und auf das Bequemste eingerichtet ist. Unter den Bergen zeichnet sich der unmittelbar bei Hof liegende 7800 F. hohe Gamskarkogel aus.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 147.
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