Husten

[430] Husten ist ein Krankheitssymptom, welches durch Alles, was die Luftwege und Organe des Athemholens reizt, erzeugt werden kann und eine Menge sehr verschiedenartiger Krankheitszustände begleitet. An sich bietet der Husten mannichfache Verschiedenheiten dar, er kann nämlich sehr häufig oder selten, anstrengend oder leicht, trocken oder mit schleimigem, wässerigem, blutigem, eiterartigem Auswurfe verbunden sein, einen besondern charakteristischen Ton haben, wie dies z.B. bei der häutigen Bräune, dem Keuchhusten der Fall ist u.s.w. Am wenigsten zu bedeuten hat in der Regel der Husten, der sich im Gefolge eines Katarrhs, d.h. eines Reizungszustandes der die Luftwege auskleidenden Schleimhaut, einstellt, mit geringen oder gar keinen Schmerzen verbunden, im Anfange trocken, später von schleimigem Auswurfe begleitet ist und immer durch Erkältung entsteht. Aber auch dieser Husten erheischt Vorsicht, wenn er lange anhält, sehr oft wiederkehrt, insbesondere aber, wenn er junge Leute von 18–30 Jahren befällt, die vielleicht schon eine Anlage zu Brustleiden haben. Ihm an Gefahrlosigkeit zunächst steht der Gewohnheitshusten älterer Leute, der auf Schlaffheit und Verschleimung der Luftwege beruht und Jahre lang ohne Beeinträchtigung der übrigen Gesundheit andauern kann. Bedenklicher dagegen ist der Husten, welcher sich mit der Lungen- und Brustfellentzündung, der häutigen Bräune u.s.w. einfindet; am schlimmsten aber der, welcher in Gemeinschaft mit den übrigen Krankheitserscheinungen auf Hals- oder Lungenschwindsucht, Brustwassersucht schließen läßt. Bei der Behandlung jedes Hustens kommt es darauf an, daß der ihm zum Grunde liegende Krankheitszustand gehoben werde. In diätetischer Hinsicht haben sich Personen, welche an Husten leiden, vor jeder Erkältung, ganz besonders aber vor dem Kalt- und Naßwerden der Füße zu hüten, ferner vor jeder Anstrengung der Brustorgane, also vor anhaltendem, lautem Reden, Singen, Gehen und Reiten gegen den Wind, überhaupt vor allen anstrengenden Körperbewegungen, vor dem Genusse geistiger Getränke, fetter, scharfer, saurer, stark gewürzter, mit brauner Butter angemachter Speisen u.s.w. Zu den gefahrlosen Hausmitteln zur Milderung und Beschwichtigung eines sehr rauhen und angreifenden, wenig lösenden Hustens gehören Althäsaft, Candiszucker, Möhrenzucker, Zucker mit Eidotter, Reglisse, Süßholzsaft, Abkochungen von Leinsamen mit Süßholzwurzel, von Hafergrütze, Königskerzen, Althäwurzel und dergl. Die Anwendung eingreifenderer Mittel überlasse man jedoch dem Arzte.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 430.
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