Kermes

[594] Kermes, Kermesbeeren, Scharlachbeeren, unechte Cochenille, heißen die Weibchen einer Schildlausart, welche getrocknet wegen des in ihnen enthaltenen Farbestoffs in den Handel kommen. Das Männchen dieses Insekts hat goldgelbe Flügel, zwei lange Fühlhörner, sechs Füße und einen gabelförmigen Schwanz, während das Weibchen ungeflügelt, mit einem Schilde bedeckt ist und ungefähr die Größe einer Erbse hat. Im südl. Europa und in der Levante pflegen sie auf den Blättern der Steineiche zu sitzen und hier, namentlich im südl. Frankreich, pflegt man die trächtigen Weibchen zu sammeln, mit Essigdampf zu tödten und endlich zu trocknen. Sie erscheinen nun als runde, leichte Körner oder Beeren von angenehmem Geruch und bitterm, stechendem Geschmack. Der Farbestoff des Kermes gleicht fast ganz dem der Cochenille, findet sich jedoch in weit geringerer Menge als bei dieser. – Der poln. Kermes, auch Johannisblut oder deutsche Cochenille genannt, ist eine andere in Polen und Deutschland auf verschiedenen Pflanzen lebende Schildlaus. (Vgl. Cactus.) – Durch Kochen des Kermes mit weinsteinhaltigem Wasser und Niederschlagung mit Alaun und Potasche gewinnt man den Kermeslack. – Mineralischer Kermes oder Karthäuserpulver nennt man auf nassem Wege bereiteten, sehr sein zertheilten Schweselspießglanz, welcher ein braunrothes, allmälig hellbraun werdendes, geruch- und geschmackloses Pulver bildet und in der Medicin, besonders als Brechmittel, angewendet wird.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 594.
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